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Schicksalsjahre eines Hobbits I - Bockland  by Lily Dragonquill

Kapitel 43: Rahmen und Sandhöhlen



Astron 1385 AZ



Die warmen Strahlen der Sonne waren kräftiger geworden und hatten die Kälte des Winters vertrieben. Ein angenehmer Duft lag in der Luft, während die Welt in neuer Frische erstrahlte.
Die ersten Blumen sprossen aus dem saftigen Grün der Wiesen und von allen Seiten konnte man das fröhliche Gezwitscher der Vögel hören, die in den Bäumen ihre Nester bauten. Der Frühling hatte Einzug genommen in das Auenland.
Auch das Leben um das Brandyschloss war geschäftiger. Die Gartenarbeit war wieder aufgenommen worden und nun konnte man viele Hobbits beim Unkrautzupfen, Sträucherstutzen und beim Anpflanzen von Blumen und Gemüse beobachten.

Frodo war vor einigen Tagen früh morgens zu Marmadas gegangen und hatte ihn gebeten, ihm bei der Suche nach einem passenden Holzstück für seinen Bilderrahmen behilflich zu sein. Er hatte ihn schon öfter danach gefragt, doch bisher hatte Marmadas ihm nie zusagen können, da sie warten mussten, bis das Holz wieder trockener war. Doch nun, im Astron, half er ihm gerne dabei. Schon vormittags waren sie aufgebrochen und in das kleine Waldstück gegangen, welches südlich der Straße nach Bockenburg gelegen war, wo sie nach einem passenden Ast Ausschau hielten. Es dauerte einige Zeit, bis sie das richtige Holz entdeckt hatten, denn Frodo war sehr wählerisch. Doch schließlich hatten sie gefunden, wonach sie suchten und waren freudig zum Brandyschloss zurückgekehrt. Dort angekommen hatte Marmadas den etwas dickeren Ast in vier gleich große Teile geteilt. Seither war Frodo jeden Nachmittag damit beschäftigt gewesen, die Rinde von den Aststücken zu entfernen und das übrig bleibende Holz dünner zu schnitzen, ehe er es letzten Endes noch glatt schleifen wollte.

So auch an diesem Nachmittag. Er hatte sich zurückgezogen, war heimlich auf den Heuboden geklettert, denn dort wusste er sich ungestört, und schnitzte in aller Ruhe an seinem letzten Rahmenstück. Sobald er damit fertig war, würde er beginnen könne, die Stücke glatt zu schleifen und dann war er bereits so gut wie fertig.
Vollkommen vertieft in seine Arbeit saß Frodo in einem der letzten Heuhaufen. Sein linkes Bein hatte er leicht angewinkelt, sein Arm ruhte dabei bequem an der Innenseite seines Knies, während er bedacht mit dem Messer über das helle Holzstück fuhr.

Eines der Ponys wieherte. Frodo hob überrascht den Kopf. Hier oben war es recht dunkel, denn nur durch kleine Spalte in der Holzwand drang das Sonnenlicht herein und ließ die kleinen, tanzenden Staubkörnchen sichtbar werden.
Er lauschte, doch konnte er keine Geräusche ausmachen, außer dem leisen Schnauben eines Ponys. Er rieb sich die Nase, als ein Staubkorn ihn kitzelte. Der Duft von Heu hing schwer in der Luft. Kurz wartete er, aufmerksam den Geräuschen unter sich lauschend, widmete sich dann aber wieder seiner Arbeit. Mit einer raschen Bewegung zog er das Messer über das Holz, trennte es dadurch von einem weiteren Stück Späne, das lautlos im Heu landete.

Leise Schritte ließen Frodo erneut aufblicken. Die Leiter am anderen Ende des Heubodens wackelte ein wenig und schließlich tauchte Merrys Krauskopf auf. Kurz nickte Frodo ihm zu, konzentrierte sich dann aber auf die letzten Unebenheiten, die noch weggeschnitzt werden mussten. Merry strahlte über das ganze Gesicht, als er seinen Vetter erkannte.
"Wusste ich doch, dass ich dich hier oben finde!" verkündete er erfreut.
Er rümpfte die Nase, als ihn einige Staubkörnchen kitzelten. Übermütig, ließ er sich dann neben Frodo ins Heu fallen und sog tief dessen würzigen Geruch ein, nieste schließlich und blickte dann einige Zeit stumm in die im Sonnenlicht tanzenden Staubkörnchen. Er war ein wenig erschöpft, denn schon seit den frühen Morgenstunden war er mit seinem Vater unterwegs gewesen, hatte ihm dabei geholfen, die Boote am Fluss zu kontrollieren und Löcher zu stopfen oder lockere Balken zu reparieren.

Neben ihm atmete Frodo plötzlich erleichtert auf, hielt das Holzstück von sich weg und betrachtete es zufrieden.
"Fertig!" meinte er dann erfreut, griff nach den anderen drei Holzstücken und legte alle vor sich in das Heu.
Merry wollte schon vorschlagen, den Nachmittag auf dem Rücken der Ponys zu verbringen, doch Frodo hielt ihn zurück, erklärte, dass er erst noch alles glatt schleifen wollte, in der Hoffnung abends den Rahmen bereits fixieren zu können. Ein missmutiges Seufzen entwich Merrys Lippen, doch meinte er dann, er würde sich auch ein Holzstück und ein Messer holen und Frodo Gesellschaft leisten.

Auf diese Weise verging der Nachmittag recht schnell und rechtzeitig zum Abendessen war Frodo mit seiner Arbeit fertig. Sogleich war er zu Marmadas geeilt, der versprach, noch im Laufe des Abends einen Bilderrahmen aus den vier ordentlich verarbeiteten Holzstücken zu machen.



~*~*~



Grübelnd saß Frodo an einem der Tische im Wohnzimmer und stierte auf die Karten, die er in der Hand hielt. In den letzten Monaten war unter den Kindern des Brandyschlosses mehr und mehr das Interesse an Kartenspielen aufgekommen, und auch Frodo war davon nicht verschont geblieben. Während den kalten Wintertagen war er oft viele Stunden im Wohnzimmer gesessen und den Karten verfallen. Merry ging es nicht anders, denn auch er war stets zur Stelle, verlangte jemand nach einem Kartenspiel.
Heute Abend war ihre Runde besonders groß, denn neben Marmadoc, Minto und Madoc hatten sich auch Viola, Rubinie und Nelke zu ihnen gesellt.
Frodo blickte auf den Stapel Karten, auf dem er nun eine weitere platzieren sollte. Er zögerte. Im Kamin war ein leises Knistern zu hören, als ein Holzscheit gierig von den züngelnden Flammen verspeist wurde. Am anderen Ende des Raumes lachte Gorbadoc laut auf, erschreckte dadurch die kleine Minze, die auf dem Schoß ihrer Mutter saß und zu weinen begann. Hanna beruhigte sie, wies Gorbadoc an, ein wenig leiser zu sein, ging aber schließlich aus dem Zimmer, um ihre beiden Kinder zu Bett zu bringen.
"Kannst du?", fragte Minto, der neben Frodo saß, ungeduldig.
Frodo schreckte aus seinen Gedanken, schüttelte schließlich den Kopf und zog eine Karte, ehe er erneut den Kopf schüttelte und Minto weitermachen ließ.

Nelke, die neben ihm saß, blickte konzentriert auf den Kartenstapel in der Mitte des Tisches, dann wieder auf die Karten in ihrer Hand. Ohne den Blick davon abzuwenden, tastete sie nach ihrem Becher und nahm einen Schluck. Dabei hielt sie ihre Karten ein wenig schief und Frodo sah darin seine Möglichkeit einen kurzen Blick darauf zu erhaschen. Unauffällig lehnte er sich zur Seite, legte den Kopf ein wenig schief und schrie plötzlich auf, als Nelke ihm einen schmerzvollen Tritt ins Schienbein verpasste.
Missmutig rieb er sich das Bein, während Nelke ihn bissig wissen ließ, dass er nicht in ihre Karten zu starren habe.
"Ich habe nichts gesehen!" ließ er sie trotzig wissen und fügte dem ein unhörbares "noch nicht", hinzu.
Sie beäugte ihn kritisch, als er sich wieder gerade hinsetzte. Frodo spürte ihre Blicke auf sich ruhen, hob immer wieder kurz den Kopf, um ihr in die Augen zu sehen. Es machte ihn unruhig, dass sie ihn so anblickte und schließlich ließ er sie das auch wissen.
"Hör auf, mich so anzustarren!" fuhr er sie an. "Ich bin kein Drache!"
Nelke kniff die Augen zusammen und ließ ihn mit sachlichem Tonfall wissen, dass es keine Drachen gäbe.
Frodo sah sie herausfordernd an. "Und woher willst du das wissen?"
Sie hatte die Karten auf den Tisch gelegt und sich zu ihm vorgebeugt. "Woher willst du wissen, dass es welche gibt?"
Frodo grinste, legte seine Karten ebenfalls auf den Tisch und sagte: "Mein Onkel hat einen gesehen. Er stahl Schätze aus seinem Hort und malte Bilder des Drachen, als er wieder zu Hause war."
Leise lachend schüttelte Nelke den Kopf. "Und weshalb gedenkst du zu wissen, dass diese Bilder nicht alle seiner Phantasie entsprangen?"
"Weshalb sollte er solche Dinge erfinden?"
Ein schadenfrohes, gemeines Grinsen glitt über ihr Gesicht. "Weil kleine Jungen dumm genug sind, solche Geschichten zu glauben."
Frodo sah sie erbost an, schüttelte dann aber resignierend den Kopf und lehnte sich zurück. "Mädchen verstehen von solchen Dingen ohnehin nichts."
"Und warum nicht?"
Frodo wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als Marmadoc sie daran erinnerte, dass sie nicht alleine am Tisch saßen, und dass sie hier eigentlich ein Kartenspiel spielen wollten. In sich hineingrinsend griff Frodo nach seinen Karten, während sich Nelke ebenfalls wieder zurücklehnte und eine Karte auflegte. Frodo legte eine weitere darauf, grinste siegreich, als er sie geradewegs ansah und sagte: "Darum!"
Kaum hatte er sich zurückgelehnt, sah Nelke ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?"
"Kein Wort!" rief Merry mahnend und hob seine Hand.
Frodo stieß die Luft wieder aus, die er zuvor eingeatmet hatte und sah grinsend zu Nelke, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder den Karten widmete.

Sie hatten die Runde gerade beendet, als Frodo auf die Schulter getippt wurde. Marroc sah unter den kritischen Augen von Saradoc auf ihn herab. Frodo spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte und es ihm für einen Augenblick schwer fiel, zu atmen. Er hasste diesen Hobbit und wäre heilfroh gewesen, wenn er ihn nie hätte wieder sehen müssen, erst recht nicht in einem so geringen Abstand, wie im Moment. Ruckartig stand er auf, in der Hoffnung sich dann nicht mehr ganz so klein vorzukommen. Als er sich umdrehte, stieß er einen Becher vom Tisch und verschüttete dessen Inhalt auf Nelkes Kleid.
Das Mädchen sprang erschrocken auf, schimpfte ihn einen Tollpatsch und versuchte, das Wasser wieder trocken zu reiben. Frodo nahm dies kaum wahr, entschuldigte sich rasch, widmete seine Aufmerksamkeit dann aber Marroc, der sich sein dämliches Grinsen nur schwer verkneifen konnte. Saradoc räusperte sich und das Grinsen verschwand von seinem Gesicht.
Frodo sah ihn geradewegs an und doch lag große Unsicherheit in seinem Blick. Alle am Tisch konnten spüren, dass er lieber woanders gewesen wäre, als hier, und auch Marroc schien das zu bemerken, doch hatte er im Augenblick keine Möglichkeit, dies auch zu zeigen, denn Saradoc stand ihm im Nacken.
Langsam streckte Marroc seine Hand aus, hielt Frodo einen Bilderrahmen hin, eben jenen Rahmen, den er zur Strafe hatte schnitzen müssen. Frodo rührte sich nicht von der Stelle, hielt sich aber verkrampft an der Lehne seines Stuhles fest, während die Blicke der jungen Hobbits auf den beiden ruhten. Als keiner ein Wort sprach, räusperte sich Saradoc erneut, dieses Mal jedoch aggressiver. Marroc holte tief Luft, sagte jedoch nichts. Die Worte schienen ihm Schwierigkeiten zu bereiten. Er zögerte einen Augenblick, ehe er ein leises "Es tut mir Leid", murmelte. Frodo war überrascht jene Worte aus seinem Munde zu hören, doch wusste er genau so gut, wie alle anderen, dass dies Saradocs Werk war.
Er erwiderte nichts darauf, sah Marroc nur weiterhin unverhohlen an, lockerte den Griff um die Lehne seines Stuhles ein wenig.
"Willst du ihn nicht annehmen?", fragte Marroc dann barsch.
Frodo blickte kurz zu Merry, dessen Augen noch immer auf ihm und seinem Gegner ruhten.
"Nein", sagte er dann. "Ich brauche nichts, was du gemacht hast, denn nichts davon würde dem Wert meines Bildes gerecht werden. Nichts, was aus deinen Händen stammt, selbst nicht wenn du wochenlang hart daran gearbeitet hättest, würde wiedergutmachen, was du getan hast."
Er wandte sich wieder um und setzte sich hin. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals und er hatte Mühe das Zittern seiner Hände zu verbergen. "Behalte ihn!"
Marrocs Augen blitzten wütend. Wäre Saradoc nicht hinter ihm gestanden, hätte er den Jungen gepackt und ihm erzählt, was er behalten konnte! Seine möchtegern-großen Aussagen und seine Augen! Auch wenn er klar die Angst in seinem Blick hatte erkennen können, so war dort doch auch etwas anderes gewesen. Ein Glimmen, ein gefährliches Glühen.
Wütend wandte er sich ab und stapfte davon.

Saradoc lächelte zufrieden. Frodo lernte langsam, sich zu behaupten, auch wenn er nicht danach aussah, als wäre ihm das leicht gefallen. Er nickte den Kindern zu, ehe auch er sie wieder alleine ließ.

Frodo atmete erleichtert auf, als sie gegangen waren. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt. Es war Marrocs Strafe gewesen, doch wie konnte er auch nur einen Augenblick glauben, er würde den von ihm gemachten Bilderrahmen annehmen, um das Bild seiner Eltern darin aufzubewahren? Seine Augen blitzten wütend, als er Marroc hinterher sah.
Merry war aufgestanden und legte ihm plötzlich eine Hand auf die Schulter. "Gut gemacht, werter Vetter!"
Frodo lächelte, entspannte sich langsam, während er von einem zum anderen sah. Sie hatten von der Geschichte mit dem Bild gehört und nickten nun alle bestätigend.
"Manchmal scheint es mir unmöglich, mit ihm verwandt zu sein", seufzte Nelke, die sich ebenfalls wieder an den Tisch gesetzt hatte.
Keiner ging auf Nelkes Aussage ein und bald darauf setzten sie ihr Kartenspiel fort.



~*~*~



Ein Lächeln huschte über Frodos Gesicht. Seine Finger glitten zärtlich über das glatt geriebene Holz, das nun das Bild seiner Eltern umrahmte. Er hatte es wieder, heil und unversehrt, und nie wieder würde er zulassen, dass so etwas wie mit Marroc noch einmal geschah.
Marroc. Seine Miene verfinsterte sich. Dieses Mal war er zu weit gegangen.

Es klopfte an der Tür. Frodo wandte sich um und entdeckte Merry, der mit einem breiten Grinsen in das Zimmer stapfte.
"Es gibt Arbeit!" meinte er. "Kinder müssen gehütet werden."
Frodo zog eine Augenbraue hoch.
"Berilac, Merimas und vermutlich auch Minze, werden heute Nachmittag unter unserer Aufsicht stehen."
Noch immer hatte Frodo die Stirn gerunzelt und betrachtete Merry kritisch. "Weshalb stimmt dich das so fröhlich?"
"Weil wir so unsere Zeit möglicherweise mit Minto und Marmadoc verbringen können und trotzdem ‚etwas Nützliches' machen, um es mit Papas Worten auszudrücken."
Frodo nickte, hatte aber wenig Hoffnung, dass sich Merrys Vermutung erfüllen würde.

Merimas grinste über das ganze Gesicht, als er Frodo auf den Sandkasten zukommen sah und kam ihm sogleich mit einer Schaufel in der Hand entgegengelaufen. Voller Freude berichtete er ihm, dass er und Berilac vorhatten, Höhlen zu bauen und dass sie dazu sogar Wasser verwenden durften. Natürlich stand es für ihn außer Frage, dass Frodo und Merry ihnen dabei behilflich sein würden. Frodo verdrehte die Augen bei dem Gedanken daran, den Nachmittag im Sandkasten zu verbringen.
Merimas sprang sofort wieder in den Sand, schüttete ein wenig Wasser in eine Grube, die er gegraben hatte und füllte diese dann mit noch mehr Sand auf, sodass ein fester Matsch entstand. Berilac saß neben ihm, summte leise, während er die von ihm gebaute Höhle in Form brachte.
Auf der niedrigen Holzbank, die den Sandkasten umschloss, saß Hanna, die darauf achtete, dass ihre Tochter Minze nicht an den Wassereimer kam, den das Kind besonders zu interessieren schien. Frodo begrüßte sie und ließ sich neben ihr auf die Bank sinken.
"Passt gut auf sie auf!" ließ Hanna verlauten, "Und achtet darauf, dass sie nicht zuviel Wasser nehmen."
Frodo nickte und nahm den Wassereimer an sich, den Minze gerade in ihren Besitz bringen wollte. Merry nickte ebenfalls, als er sich auf die Holzbank setzte und einen prüfenden Blick in Richtung der Kinder warf. Ein Lächeln huschte über Hannas Gesicht, ehe sie sich verabschiedete und die beiden mit den Kindern alleine ließ.

Es war ein angenehmer Frühlingstag und die warme Luft ließ bereits den nahenden Sommer erahnen. Der Duft von Kirschblüten und unzähliger anderer Blumen schmeichelte den Nasen der Auenlandbewohner.
Merry griff sogleich nach einer Schaufel und begann damit, seine eigene Höhle zwischen die von Merimas und Berilac zu bauen. Frodo stand der ganzen Sache noch immer kritisch gegenüber, zog fragend eine Augenbraue hoch. Er schreckte zurück, als Merimas ihm plötzlich schwungvoll eine Schaufel entgegenstreckte und damit vor seinem Gesicht herumwackelte.
Gerade wollte er dem Kind erklären, dass er eigentlich nicht vorhatte, ebenfalls Sandhöhlen zu bauen, als ihn ein Platschen darauf aufmerksam machte, dass Minze den Wassereimer endlich für sich entdeckt hatte. Schnell entriss Frodo ihr den Eimer wieder, doch das Wasser schwappte über und tropfte auf das Kleid des Hobbitmädchens. Aus Minze sprudelten die Wortfetzen nur so heraus, als sie schimpfend nach dem Eimer verlangte und versuchte, über Frodos Schoß zu klettern, denn dieser hatte den Wassereimer nun auf der anderen Seite abgestellt. Trotzig schlug das Mädchen auf Frodos Arme, als dieser ihre kleinen Hände davon abhielt, ins Wasser zu platschen.
"Nein!" meinte er dann mit strengem Blick auf Minze, ließ den Eimer demonstrativ unter der Holzbank verschwinden und stellte seine Füße davor. Minze sah ihn erbost an und fuhr damit fort, sich zu beklagen, während sie versuchte, Frodos Füße zur Seite zu schieben.

Frodo wandte sich zu Merry um, der inzwischen in das Gesumme von Berilac und Merimas mit eingestimmt hatte. Seine Finger strichen geschickt hier noch ein wenig Sand weg, gruben dort noch kleine Löcher hinein. Frodo traute seinen Augen nicht, starrte mit offenem Mund auf die außergewöhnlich hohe Höhle die zwischen denen von Merimas und Berilac emporragte.
"Merry, du wolltest Kinder hüten und keine Sandhöhlen bauen!" rief er aus, während er Minzes Hand zur Seite schob, als das Mädchen seine Zehen kitzelte.
"Ich hüte Kinder", ließ Merry ihn grinsend wissen und betrachtete stolz seine Arbeit, ehe er einmal nach links und einmal nach rechts schielte, bevor seine Augen auf Frodo zur Ruhe kamen. Mit den Händen deutete er auf die beiden Jungen neben sich. "Sie sind brav, sie sind still, sie sind zufrieden!" Er grinste, betrachtete seine Höhle kritisch und wandte sich dann noch einmal an Frodo: "Würdest du mir bitte das Wasser reichen?"
"Merry, du…", weiter kam er nicht, denn er zuckte schmerzvoll zusammen und schlug sich dabei die Ferse an.
Minze war inzwischen dazu übergegangen ihm das Fußhaar auszuzupfen, in der Hoffnung, dadurch an den Eimer zu kommen.
"Minze, hör auf damit!" schimpfte er, griff nach den kleinen Händen und hob das Mädchen hoch. Dieses protestierte lauthals und versuchte, sich aus Frodos Armen zu befreien.

Ein Kichern ließ ihn aufblicken.
"Mir scheint, du hast den Nachwuchs nicht im Griff", meinte Nelke, die unmittelbar gefolgt von Rubinie zum Sandkasten kam und sich nicht einmal die Mühe machte, sich das Lachen zu verkneifen.
Frodo warf ihr einen vielsagenden Blick zu, sah dann aber zu Merry ehe er die Augenbraue hochzog und wieder zu den Mädchen blickte. "Fragt sich nur, welchen Nachwuchs."
Rubinie kicherte und auch Nelke hatte das Gesicht noch immer zu einem Grinsen verzogen.
"Das Wasser bitte!" ließ Merry ungeduldig verlauten, keine Notiz von den Mädchen nehmend.
Frodo schob ihm den Eimer zu und wurde sogleich von Merry zurechtgewiesen, er solle vorsichtiger sein und seine Höhle nicht zerstören. Mit einem Seufzen verdrehte Frodo die Augen und blickte gequält zu Minze, die noch immer nicht aufgehört hatte, zu quengeln.
Nelke und Rubinie standen regungslos vor dem Sandkasten und schmunzelten in sich hinein.
"Warum passt du eigentlich nicht auf die Kinder auf?", fragte Frodo an Nelke gerichtete. "Du bist schließlich ein Mädchen und wirst eines Tages Kinder haben."
Merry hob den Kopf. "Die armen Kinder, die dich zur Mutter haben, werden ihr Leben lang gestraft sein!" rief er mit dramatischem Tonfall aus und begann zu kichern.
Das Grinsen in Nelkes Gesicht verschwand, als sie auf Merry zustapfte und ihm mit der flachen Hand auf dessen Hinterkopf schlug. Merry zuckte, noch immer kichernd, zusammen, hatte aber seine Hand schützend erhoben.
"Pass auf meine Höhle auf!" fuhr er sie an, als er sicher war, dass sie sich wieder von ihm entfernte.
Frodo schüttelte den Kopf. "Wenn du so mit deinen Kindern umgehst, dann muss ich Merry Recht geben."
Verzweifelt versuchte er sich das Grinsen zu verkneifen, als Nelke nun auf ihn zutrat. Wäre er nicht noch immer damit beschäftigt gewesen, das weinende Kind auf seinem Schoß vom Wassereimer, der nun hinter ihm stand, fernzuhalten, hätte auch er die Hände schützend erhoben, doch so konnte er nur abwarten und hoffen, nicht auch gezüchtigt zu werden.
"Gib mir die Kleine!" verlangte sie, ihren strafenden Blick auf ihn gerichtet und setzte sich neben ihm hin. Während sie Minze in den Arm nahm, wandte sie sich noch einmal an Merry. "Lieber mich zur Mutter, als dich zum Vater! Flegel!"
Frodo kicherte in sich hinein, erntete dadurch einen mahnenden Blick von Merry und Nelke. Sein Grinsen verschwand dennoch nicht. Er verschränkte die Arme vor der Brust und blickte sie erwartungsvoll an. Sollte sie ihm beweisen, dass sie den Nachwuchs besser unter Kontrolle hatte, als er.

Zu seiner Enttäuschung (und doch auch zu seiner Erleichterung) hatte Nelke das Mädchen schnell zur Ruhe gebracht. Minze schien jegliche Gedanken an den Wassereimer vergessen zu haben, als sie eine Schaufel gereicht bekam, mit der sie nun zufrieden im Sand herum klopfte. Frodo staunte, ließ sich seine Verwunderung jedoch nicht anmerken. Ein breites, siegreiches Grinsen erschien auf Nelkes Gesicht und auch auf dem von Rubinie, die sich neben ihnen ins Gras sinken ließ.

"Fertig!" verkündete Merry voller Stolz und betrachtete sein Werk mit leuchtenden Augen.
Alle wandten sich zu ihm um. Berilac betrachtete die Höhle abschätzig.
"Meine ist schöner!" meinte er dann.
Merry warf ihm einen vielsagenden Blick zu. "Du bist nur neidisch!"
Ein breites Grinsen erschien auf Merimas' Gesicht.
"Meine ist am schönsten!" verkündete er dann stolz und um das auch sicherzustellen, ließ er seine Schaufel schwungvoll auf Merrys Werk niedersausen.
Merrys Augen weiteten sich in Entsetzen. "So etwas macht man nicht, du kleiner, gemeiner Fiesling von einem Hobbit."
"Merry!" fuhr Frodo ihn erschrocken an, doch es war bereits zu spät.
Stolz wiederholten Merimas und Berilac das neu gelernte Wort und selbst Minze versuchte sich darin, es richtig nachzusprechen.
"Sehr gut gemacht!" meinte Nelke und schüttelte den Kopf. Frodo seufzte und Merry zog beschämt den Kopf ein.

Mit einem erschrockenen Ausruf sprang Frodo plötzlich auf, wäre beinahe rückwärts in den Sandkasten gestolpert. Nelke, Rubinie und Merry brachen in schallendes Gelächter aus.
Während die Hobbits damit beschäftigt gewesen waren, Merry strafend anzusehen, hatte sich Minze unbemerkt zum Wassereimer geschlichen und dessen Inhalt über Frodos Hose verteilt.
"Minze!" schimpfte Frodo, rieb mit den Händen über seine Hose, während ihm das Wasser in kleinen Rinnsalen die Beine hinunter lief. Missmutig runzelte er die Stirn und seufzte.
"Eigentlich hatte ich gedacht, dass du…", weiter kam Merry mit seiner klugen Bemerkung nicht, denn ein wütendes Funkeln in Frodos Augen brachte ihn zum Schweigen.
Sein Vetter biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszuprusten, versagte aber. Rubinie und Nelke hielten sich ebenfalls vor Lachen die Bäuche, nur Frodo blickte missmutig von einem zum anderen. Minze hatte sich hinter Nelke versteckt und blickte mit großen, unschuldigen Augen zu ihm auf. Er schüttelte den Kopf, versuchte weiterhin, seine Hose trocken zu reiben und setzte sich zu den anderen, als diese sich wieder beruhigt hatten, warf dabei allerdings einen besonders strafenden Blick zu Minze.





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