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The Last Summer  by Golden

Der letzte Sommer

   

Nachdenklich lächelnd saß der alte Hobbit auf einer Bank an einem der Festtagstische und schaute den Jungen und Mädchen zu, die fröhlich um das große Festtagsfeuer tanzten, welches hell in der Mitte der Wiese brannte.

Sie sangen. Sie lachten. Sie freuten sich ihres Lebens.

Zwei junge Tweenager, ein hochgewachsener Junge und ein zierliches Mädchen mit hüftlangen , braunen Locken, die im seichten Sommernachtswind tanzten, schlenderten an dem Hobbit vorüber.

Ein ganz besonderes Licht schien sie zu umgeben und als der Junge dem Mädchen schüchtern einen kleinen Kuss auf die Wange drückte explodierte ein wahres Feuerwerk über ihren Köpfen.

Der alte Hobbit seufzte tief.

„Tweenager müsste man noch einmal sein. Bereit zum Aufbruch in die Welt und das ganze Leben vor sich,“ murmelte er.

War das alles wirklich schon so lange her?

Ihm war, als sei es erst gestern gewesen, das er mit seiner großen Liebe Emerald um das Feuer tanzte.

Ihre Hand in seiner Hand. Ein glückseliges Lächeln auf den Gesichtern.

Oh wie verliebt war er gewesen. Und ehrlich gesagt war er es immer noch. Er hasste den Gedanken seine gute Frau so bald schon alleine lassen zu müssen.

Doch er spürte, wie das Leben aus ihm rannte, jeden Tag ein wenig mehr.

Kälte breitete sich in seinen Fingerspitzen aus und fraß sich langsam nach Innen. Sobald die eisige Hand sich um sein Herz gelegt haben würde, würde es aufhören zu schlagen und für immer schweigen.

„Schon bald, schon bald,“ flüsterte er.

*******

„Bist du traurig Opa ?“

Klein Peregrin blickte Willibald Banks aus großen, grünen Augen fragend an, während er einen großen Happen von seinem Marmeladentörtchen nahm.

Der Anblick des marmeladenverschmierten Kindes ließ den alten Hobbit auflachen und die Schwermut, die ihn befallen hatte, verschwand.

„Kommt, Peregrin, mein Junge, leiste mir doch ein wenig Gesellschaft,“ sagte er, während er ein großes weißes Taschentuch aus der Hosentasche zog, um dem Kind Finger und Mund abzuwischen.

Pippin ließ diese Prozedur ungewohnt geduldig über sich ergehen, kletterte dann auf den Schoß seines Opas und kuschelte sich an ihn.

„Opa? Warum hast du gerade so traurig ausgesehen?“ fragte er noch einmal. „Magst du das Sommerfest nicht?“

Der alte Banks küsste die weichen Locken seines Enkels. „Nein, mein Schatz, ich liebe das Sommerfest. Deshalb sah ich so traurig aus.“

Pippin runzelte nachdenklich die Stirn.

„Das verstehe ich nicht.“

„Das ist in Ordnung Pippin. Irgendwann wirst du wissen, was ich meine...aber bis dahin werden noch viele, viele Jahre vergehen.“

„Weißt du, dass ich deine Oma auf einem Fest wie diesem kennen gelernt habe?“ fuhr der Hobbit fort.

„Ich war nicht viel älter, wie dein Cousin Merry dort hinten, als ich sie das erste mal sah.“

Pippin schaute seinen Opa ungläubig an. „Du warst mal so jung?“

Willibald lachte in sich hinein und wuschelte dem Kind durch die unzähmbaren Locken.

„Ja, so jung und jünger. Ich war auch einst ein kleiner Junge Pippin, wie du.“

„Warst du auch manchmal ungezogen? Weil Papa hat vorhin zu mir gesagt, ich sei ein ganz ungezogener Junge.“

„Manchmal schon,“ erwiderte Willibald. „Warum warst du denn ungezogen, Pippin?“

„Ich habe Vinca geschubst. Aber sie hatte es verdient!“

Willibald musste grinsen. Er konnte sich noch gut an die vielen, kleinen Streitereien mit seiner eigenen Schwester, Rosalia, erinnern.

„Opa?“

„Mhm?“

„Was magst du am allermeisten am Sommerfest?“

Willibald musste nicht lange überlegen. „Das Tanzen um das Feuer!“ antwortete er.

„Warum tanzt du dann nicht?“

„Ich bin alt, Liebling. Es ist schon viele Jahre her, das ich um das Feuer getanzt bin.“

Pippin sprang vom Schoss des Hobbits und nahm ihn bei der Hand.

„Dann ist es schon viel zu lange her!“

Noch bevor er wusste wie ihm geschah, fand Willibald sich in einer Scharr aus kichernden und singenden Jungen und Mädchen wieder.

Lachend hob er seinen Enkel hoch und wirbelte ihn durch die Luft.

Nicht weit vom Geschehen entfernt stand Emerald Banks und beobachtete ihren Enkel und Ehemann lächelnd.

Als Pippin seine Oma entdeckte flüsterte er seinem Opa etwas ins Ohr.

Willibald drehte sich suchend um, erblickte seine Frau und gab Pippin einen Kuss, bevor er ihn zu Boden setzte. Dann ging er zu ihr.

Liebe strahlte aus seinen Augen und als ob Emerald´s Augen Spiegel wären, strahlte die Liebe aus ihren zurück.

In dieser Nacht tanzten und tanzten die Beiden und zu ihrem Lachen mischte sich das Echo aus längst vergangener Zeit.

************

Als Emerald zwei Monate später am Todesbett ihres Mannes stand und ihm zum letzten Mal eine verirrte Locke aus der schon kalten Stirn strich, dachte sie an das vergangene Sommerfest zurück und ein Lächeln erschien zwischen ihren Tränen.

Nie würde sie diese wertvollen Momente ihres letzten gemeinsamen Sommers vergessen.

 Und sie hatte das Gefühl, das auch Willi, diese Erinnerungen fest eingeschlossen in seiner Seele, mitgenommen hatte... dorthin, wo auch immer er jetzt war.

 

- Ende -

AN: Meine Großeltern sind seit langer, langer Zeit verheiratet und immer noch verliebt. Am Ende des diesjährigen Sommers wurde bei meinem Großvater Krebs im Endstadium diagnostiziert und es gibt für ihn keine Rettung mehr. Als ich mit ihm an einem der letzten warmen Tage draußen im Garten auf einer Bank saß, fing ich an daran zu denken, das dieser Sommer ( sehr höchstwahrscheinlich) der letzte Sommer sein wird, den er erleben wird.





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