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The Big Adventurous Journey   by Golden

Die große Abenteuerreise

„Sind noch Äpfel übrig?“ fragte der kleine, schwarze Jährling seine Mutter, während er seinen Blick suchend über das grüne Grass gleiten ließ.

Die graue Stute schaute ebenfalls umher und blickte dann in die Krone des Apfelbaumes hinauf.

„Nur an den höchsten Zweigen, mein Sohn. Doch dort kommen wir nicht an. Aber schau dich um. Wir haben genug frisches Grass, um unseren Hunger zu stillen.“

Sie trabte zu einem besonders saftig aussehenden Fleckchen und ließ sich die grüne Köstlichkeit schmecken.

„Grass!“ schnaubte der Jährling. Er wollte Äpfel haben. Sehnsüchtig schaute er zu den roten, in der Sonne schimmernden, Äpfeln empor. Er seufzte.

Plötzlich hörte er ein zartes Stimmchen, die ein trauriges Lied sang. Der Jährling reckte sich neugierig und erblickte einen kleinen Vogel, ganz oben im Baum, der gar nicht glücklich aussah.

„Hallo“ sagte er.  „ Wieso bist du denn so unglücklich?“

Der Vogel schaute das Ponykind frustriert an und kam zu ihm herunter. „ Dort oben, in dem Apfel, ist ein Wurm, den ich gerne hätte. Doch ich bekomme ihn nicht heraus!“

Der Jährling dachte nach. „Vielleicht können wir uns ja gegenseitig helfen. Ich hätte so gerne einen Apfel. Doch ich komme nicht heran.“

Der Vogel lächelte, flog zurück in die Krone und biss den dünnen Stil, welcher den Apfel am Baum hielt, mit seinem spitzen Schnabel durch.

Das Pony wieherte vor Freude, als der Apfel dem Boden entgegenflog.

Vorsichtig biss er ihn mit seinen scharfen Zähnen in zwei Teile. Der Vogel flog aufgeregt um ihn herum und schnappte sich den Wurm, sobald dieser sichtbar wurde.

Zufrieden fraß er ihn, während der Jährling seinen Apfel ebenfalls glücklich verspeiste.

 „Danke! Alleine hätte ich das nicht geschafft!“ sagten sie im selben Augenblick.  Verdutzt blickten sie sich an und fingen an zu lachen.

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Merry blickte erwartungsvoll zu dem älteren Hobbit vor ihm auf.  Bilbo saß zurückgelehnt in seinem Sessel, paffte gemütlich eine Pfeife und genoß die Wärme des prasselnden Kaminfeuers.

Er lächelte den jungen Hobbit, der es sich  auf dem weichen Schafsfell vor ihm auf dem Boden, bequem gemacht hatte, liebevoll an.

„Das ist eine sehr schöne Geschichte Merry, mein Junge. Und es steckt viel Wahrheit in ihr. Jedes Lebewesen hat andere Stärken und wenn alle miteinander arbeiten, kann soviel mehr erreicht werden, als wenn jeder nur seinen eigenen, kleinen Acker pflügt.“

Merry nickte zustimmend und seine grau-blauen Augen glitzerten voller Stolz.

„Genau das wollte ich damit ausdrücken. Ich....“

In diesem Moment wirbelte ein kleiner Tornado durch das Zimmer und hinterließ eine Spur der Verwüstung.

Kleine, braune Fußabdrücke und Matschspritzer zierten im Bruchteil einer Sekunde Bilbo, Merry, den Boden, das Sofa und alles was im Wege stand. 

Eine lachende Kinderstimme rief lautstark: „Fangt mich doch! Fangt mich doch!“

Zwei erschöpft aussehende Hobbits rannten hinterdrein.

Ihre Locken hingen ihnen in nassen Strähnen in ihre dreckigen Gesichter und die einst weißen Hemden waren mit braunen Flecken übersäht.

„Pip...pin..... Stopp...“ keuchte der dunkelhaarige Hobbit, während der Andere sich nach Luft ringend am Türrahmen abstützte.

Pippin jedoch, der dieses „Spiel“ einfach klasse fand, hüpfte weiter durch den Raum, klatschte in die Hände und sang: „Ich bin der Schnellste! Keiner kann mich fangen! Ich bin der Schnellste...“

Merry seufze und warf einen Blick auf seine noch fast saubere Kleidung. „Manchmal muss man Opfer bringen...“ murmelte er und packte das Kind, welches seine Aufmerksamkeit noch auf Frodo und Sam gerichtet hatte, mit einer Schnelligkeit, die einiges an Übung erkennen ließ.

„Meeeeeeerryyy!“, fing der Gefangene an sich zu beschweren, „ Lass mich los! Frodo und Sam sollen mich fangen!“

Alles redete, maulte und schimpfte für einen Augenblick durcheinander. Doch eine Stimme erhob sich plötzlich über die der Anderen.

„RUHE KINDER!“

Alle, sogar Pippin, verstummten. Bilbo´s Ton ließ keine Wiederrede zu.

„ Könnte ich eine Erklärung bekommen, wieso ihr hier rein gelaufen kommt und mindestens einen Schubkarre Erde in meinem Wohnzimmer verteilt?“

Sam wurde rot. „ Es tut uns leid Mister Bilbo! Es ist nur... wir.... wir...“ stammelte er. 

Frodo legte seinem Freund eine Hand auf die Schulter.

„ Wir waren auf dem Markt und sind auf dem Rückweg vom Regen überrascht worden. Sprach er dann weiter. Und ..na ja...du weißt ja... ein Took und eine Matschpfütze ziehen sich irgendwie magisch an... und..“ er hob hilflos seine Hände, bevor er den Kopf senkte. „Es tut mir leid Onkel!“

Bilbo kniete sich vor das überdrehte Kind, welches in Merry´s festen Griff umherzappelte.

„Auf dem Markt ward ihr also, hm? Und lass mich raten, du hast sicher an jedem Stand eine Kleinigkeit abgesahnt, mit deinem niedlichen Gesicht. Ein Bonbon hier, ein Stück Kuchen da...richtig?“

Pippin grinste ihn an und nickte.

Bilbo wandte sich um und schaute Frodo an. Doch anderes als erwartet, glitzerten seine Augen amüsiert.

„Ich denke du hast noch einiges zu tun, Frodo. Dein kleiner Cousin hier braucht ein Bad, du selber ebenso und dann wäre hier noch ein Wohnzimmer zu putzen.“

„ Ich mache schon sauber, Mister Bilbo!“ warf Sam schnell ein.

Bilbo lächelte ihn freundlich an. „Vielen Dank Samwise! Aber das tut nicht Not. Frodo und Pippin werden das schon hinbekommen. Ziehe dich auch erst einmal um, mein Junge, und dann könnte ich deine Hilfe gebrauchen bei der Vorbereitung des Abendessens.“

„Merry“, wandte er sich an den Hobbitjungen, der immer noch damit beschäftigt war Pippin festzuhalten. „ Würdest du bitte Frodo mit Pippin helfen?“

Frodo errötete und Merry setzte sein schönstes Lächeln auf.

„Ja, Onkel Bilbo.“, erwiderte er und marschierte mit Pippin an Frodo vorbei, aber nicht ohne seinem älteren Cousin noch einen vielsagenden Blick zuzuwerfen.

Er hatte ihn gewarnt, Pippin mit auf den Markt zu nehmen. Oh ja.

Aber Frodo war einfach zu gutmütig gewesen und hatte sich von Pippins bittenden Blick erweichen lassen.

Merry ´s Grinsen wurde noch breiter, wenn überhaupt möglich. Das er der „Gute“ war und Frodo aus einem Schlamassel helfen musste, kam selten vor. Wenn er ehrlich war,  war es bisher noch nie vorgekommen...zu mindestens konnte er sich nicht daran erinnern.

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Die beiden Cousins hatten alle Hände voll zu tun, das Badezimmer vor einer kompletten Überschwemmung zu retten. Doch nach einiger Zeit tat das warme Wasser seine Wirkung und das übererregte Kind begann ruhiger zu werden.

Nachdem alles Chaos beseitigt und ein leckeres, deftiges Mahl in die Mägen von fünf hungrigen Hobbits verschwunden war, nahm Bilbo wieder in seinem Sessel platz und die vier Jüngeren versammelten sich vor ihm.

Sie machten es sich auf dem Boden gemütlich. Pippin kuschelte sich zwischen seine beiden Cousins und Sam, der selbstverständlich auch mit eingeladen war, Bilbos Geschichten zu lauschen, setze sich neben Frodo.

„Es war einmal...“ begann Bilbo. Ein spannendes, lebendiges Abenteuer mit Drachen und Adlern und Wölfen begann die jungen Hobbits in seinen Bann zu ziehen.

Nachdem Bilbo geendet hatte starten ihn vier paar Augen voller Faszination an.

Bilbo lächelte, kramte seine Taschenuhr hervor und schaute auf das Ziffernblatt.

„Es ist schon reichlich spät, Jungs. Sam, du gehst jetzt lieber nach Hause, bevor dein Vater sich noch Sorgen macht. Und für dich Pippin ist schon längst Schlafenszeit.“

Pippin zog ein langes Gesicht. „Ich bin aber gar nicht müde!“ sagte er , während er versuchte ein sich aufdrängendes Gähnen zu verbergen.

Bilbo hob den Jungen hoch. „ Ich sehe schon, du bist hellwach!“ lachte er und trug Pippin in das Zimmer, welches für ihn bereit gemacht war.

Frodo und Merry brachten Sam zur Tür und wünschten ihm eine Gute Nacht, dann setzten sie sich wieder ins Wohnzimmer und spielten zum Abschluß des Abends eine entspannte Partie Schach.

Bilbo hatte Pippin inzwischen das Nachthemd angezogen und ihn zugedeckt.

„Onkel Bilbo?“

„Ja?“

„Ich möchte auch eine Abenteuerreise machen! Jetzt sofort!“

Bilbo strich dem Kind über die unzähmbaren Locken. „ Du bist doch inmitten einer Abenteuerreise, mein Junge. Sogar auf einer viel größeren, als die, über die ich euch erzählte. Das war nur ein kleines Abenteuer.“

Pippin schaute Bilbo fragend an.

Dieser fuhr fort.

„Als ich auf mein kleines Abenteuer gegangen bin, von wo bin ich aufgebrochen?“

„Von hier?“

„Und wohin bin ich zurückgekehrt?“

„Hier.“

„Genau, ich bin von zu Hause losgegangen und wieder zurückgekommen. Ein kleines Abenteuer, inmitten eines viel Größeren.

Mein größtes Abenteuer jedoch begann, als ich mein ewiges zu Hause verließ. Und deines auch.“

„Das verstehe ich nicht. Mein Abenteuer?“

„Als du geboren wurdest, Pippin, hast du dein zu Hause verlassen und bist auf die Straße des Lebens getreten. Das Leben ist die größte Abenteuerreise von allen. Du weißt nie was sein wird, du kennst den Weg nicht, der vor dir liegt und doch gehst du immer weiter. Ist es nicht das, was ein Abenteuer ausmacht?

Und irgendwann, wenn deine Füße schon müde sind, gehst du auf eine letzte Reise, welche dich zurück nach hause führt. „

Pippin dachte eine Weile nach.

„Onkel Bilbo?“ fragte er dann. „Können wir dann morgen vielleicht eine kleine Abenteuerreise machen, um die große Abenteuerreise noch abenteuriger zu machen?“

Bilbo schmunzelte und gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn. „ Mal sehen."

„Aber jetzt ist erst einmal Schlafenszeit!", fügte er hinzu.

„Gute Nacht Pippin.“

„Gute Nacht Onkel Bilbo.“, erwiderte das Kind und war Momente später schon fest eingeschlafen.

Leise schlich der Hobbit aus dem Zimmer. Die Tür ließ er einen Spalt breit auf, da er, von Pippins früheren Besuchen, schon wusste, das der kleine Took sonst Angst bekam, sollte er in der Nacht aufwachen.

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Einige Stunden später, Stille war über Bag End eingekehrt und der Mond stand schon hoch am Nachthimmel, tapsten kleine Füße über den hölzernen Flur.

Eine Tür wurde geöffnet und ein kleiner Schatten schlüpfte hindurch.

„Merry?“

„Merry? Bist du wach?“

Merry, der tief eingekuschelt in seinem Bett lag und gerade einen wunderschönen Traum über eine große Sahnetorte hatte, die einmal gegessen, immer wieder neu entstand sobald er rief: „Sahnetorte, back dich!“ versuchte die Stimme, die sich langsam in sein Bewusstsein drängte, zu ignorieren.

„Merry?“ sagte die Stimme zum wiederholten Male, nun jedoch  lauter und mit einem Schütteln seines Armes verbunden.

„Was ist denn Pippin?“ gähnte der Angesprochene schließlich und setzte sich verschlafen auf.

„Warum hast du mich nicht gleich mitgenommen?

„..... mitgenommen? Wohin?“

„Auf die große Reise.“

Merry blickte verwirrt in das Dunkel. Sein noch müder Geist versuchte angestrengt Pippin´s Frage unterzubringen.

„Auf welche große Reise denn, Pippin? Hast du geträumt?“

„Ich habe nicht geträumt, Merry. Warum bist du ohne mich gegangen? Du hättest mir bescheid sagen können oder auf mich warten können!“

„Pip...ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“

„Onkel Bilbo hat gesagt, das dass Leben die größte Abenteuerreise ist und du bist einfach ohne mich losgegangen!“

„ Ah..... „

„Warum, Merry?“

„ Ich weiß es nicht, Pip.“

Pippin seufzte.

„Ist schon gut, Merry, ich verzeihe dir“, sagte er dann großzügig, kletterte in das Bett seines Cousins und kuschelte sich an ihn.

Eine Weile herrschte Stille.

„Merry?“

„Mhm?“

„Versprichst du mir, das du nicht noch einmal ohne mich gehst? Das wir die Reise zusammen machen und wenn wir müde werden, zusammen nach Hause zurückgehen? 

Merry zögerte.

„Ich.... Pip.... das kann ich dir nicht versprechen...“

Merry konnte im Dunkel regelrecht spüren wie sich eine traurige, tief enttäuschte Miene auf Pippins Gesicht legte.

„Aber ich kann dir ein anderes Versprechen geben“, fügte er schnell hinzu.

„ Ich verspreche dir, dass ich immer für dich da sein werde.“

Pippin gab seinem Cousin einen nassen Kuss auf die Wange, kuschelte sich noch näher an ihn heran und murmelte.

„Das ist ein schönes Versprechen.“

Merry strich dem nun schlafenden Kind eine Locke aus dem Gesicht und fügte leise flüsternd hinzu.

„..... Ich werde auch dann für dich da sein, wenn du mich nicht mehr sehen kannst.“

 

 

-- Ende --





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