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Liebes Tagebuch  by Lily Dragonquill

10. Winterfilth 1380


Liebe Mutter,

du hast mir immer gesagt, dass ein Tagebuch etwas sehr persönliches ist, und dass ich nie ohne Erlaubnis im Tagebuch eines anderen lesen soll. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen, dass ich deines gelesen habe. Ich habe es unter deinen Sachen gefunden, als sie unsere Höhle ausräumten, und es mitgenommen, denn ich glaube nicht, dass sie mir erlaubt hätten, es zu behalten. Du musst wissen, ich lebe jetzt im Brandyschloss. Onkel Rory sagt, meine Tanten, Onkel und Vettern werden auf mich aufpassen. Ich kann nicht sagen, dass sie ihre Arbeit schlecht machen, aber ich vermisse dich, Mutter.

Ich habe dein Tagebuch gelesen, weil ich dich so sehr vermisse. Ich dachte, da es doch so persönlich ist, dass ich vielleicht etwas von dir in den Seiten finde. Und das habe ich. Deine Einträge erinnern mich sehr an dich. Es ist fast so, als würdest du sie mir vorlesen, Mutter. Ich konnte deine Stimme hören, hörte dich reden, lachen und singen. Es ist so lange her, seit du dieses Sternen-Lied für mich gesungen hast, aber ich erinnere mich daran, Mutter. Ich erinnere mich sehr gut und werde das auch immer tun.

Du hast einmal geschrieben, dass du deine Mutter vermisst, und dass du wünschst, sie könnte bei dir sein. Du musst damals achtundvierzig gewesen sein. Womöglich verstehst du mich jetzt. Womöglich verstehst du, wie sehr ich dich und Vater vermisse. Wie hast du es ertragen, Mutter?

Es ist furchtbar. Jeden Morgen wache ich auf und hoffe, dass alles nur ein Albtraum war und ich in meinem eigenen Bett bin oder neben dir und Vater. Aber jeden Morgen begrüßt mich das Dunkel des Zimmers, das ich mit meinem Vettern teile und ich weiß, du bist nicht da.

Es tut so weh, Mutter. Ich glaube nicht, dass ich es aushalten kann. Ich weine jeden Morgen und auch in manchen Nächten. Tante Gilda hält mich manchmal fest, und obwohl es den Schmerz nicht lindert, bietet es ein wenig Trost. Zu wissen, dass sie für dich da war, gibt mir die Sicherheit. dass sie auch weiter für mich da sein wird. Glaubst du, es ist so? Glaubst du, sie wird mir soviel helfen, wie sie dir geholfen hat?

In deinem Tagebuch hast du von einem Band zwischen einer Mutter und ihrem Kind geschrieben. Ich frage mich, ob es wirklich das ist, was du gesagt hast, oder ob sogar das gestorben ist, an dem Tag, an dem du mich verlassen hast. Denn ich bin allein. Niemand passt so auf mich auf, wie du das getan hast. Tante Gilda war deine Freundin und sie ist auch meine, aber sie ist nicht wie du. Sie weiß nicht, was ich brauche, wenn ich sie nicht danach frage, und die Wärme ihre Arme ist anders als der Trost, der deine Umarmung für mich war.

Du sagtest, du würdest sterben, wenn du mich verlierst, obwohl ich nur ein ganz kleines Kind war. Werde ich sterben, weil ich dich und Vater verloren habe? Oder wird es eines Tages aufhören wehzutun? Mutter, ich wünsche mir nichts mehr, als dich und Vater zurückzuhaben. Es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereitet habe und dich so beschäftigt habe, dass du nicht einmal mehr Zeit für dein Tagebuch fandest. Es tut mir Leid, dass ich gejammert habe und das ich zornig mit dir war. Ich verspreche, wenn du zu mir zurückkommst, werde ich immer tun was du sagst. Tante Gilda sagt, dass du nicht zurückkommen kannst und obwohl es mich erschreckt, das zu hören, fange ich an, ihr zu glauben. Ich muss alleine weitergehen, nicht wahr? Ich muss diesen Schmerz ertragen oder daran sterben. Ich will nicht sterben.

Ich werde versuchen, es zu bekämpfen, Mutter. Du hast mich nicht aufgegeben, du hast während deiner Schwangerschaft und danach an mich geglaubt, also werde ich jetzt auch nicht aufgeben. Das verspreche ich dir. Ich werde versuchen, weiter zu gehen, wenn auch nur für dich und Vater. Womöglich werden die Dinge eines Tages ein gutes Ende finden.

Ich werde dein Tagebuch behalten und deine Einträge lesen, damit ich dich nicht vergesse. Eines Tages, wenn ich selbst ein Vater bin, werde ich meinen Kindern von dir erzählen und ein eigenes Tagebuch führen, das von ihnen handelt.

Ich hab dich lieb, Mutter.

Auf immer dein,

Frodo





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