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Liebes Tagebuch  by Lily Dragonquill

19. Blothmath 1368


Ich kann nicht aufhören, sie zornig anzustarren. Drogo hat mich schon warnend angesehen, aber ich kann nicht aufhören. Er weiß, dass ich sie nicht ausstehen kann. Obwohl sie so behutsam mit Frodo umgeht, wie ich es mir nur wünschen kann, ist sie schon zu weit gegangen. Ich glaube, sie kann nicht anders.

Ich habe mich wirklich darauf gefreut, Drogos Bruder wieder zu treffen. Ich mag Dudo und Laura und ihre zwei Kinder, aber Dora, seine Schwester, ist mir ein Dorn im Auge. Sie ist aus Überzeugung unverheiratet, und ein zänkisches altes Weib noch dazu. Sie ist gegen mich seit dem Tag an dem Drogo und ich uns begegnet sind. Ich weiß nicht, was der Grund für ihre Abneigung gegen die Brandybocks ist, aber das ist alles, was sie in mir sieht: diese Brandybock, das Mädchen von der falschen Seite des Flusses.

Selbst heute konnte sie sich nicht zurückhalten. Sie hatte Frodo im Arm, und obwohl er unruhig war, hat er nicht geweint. Sie sagte, er wäre hübsch, aber gerade als ich mich für das Kompliment bedanken wollte, lehnte sie sich zu Dudo und flüsterte in einem Ton, gerade laut genug, dass ich sie hören konnte: "Ein Wunder, wenn man bedenkt, wer seine Mutter ist."

Dudo und Drogo haben sie beide wütend angesehen, aber sie hat sie nicht beachtet. Wenn Drogo nicht wäre, hätte ich sie aus der Smial geworfen. Ich will wieder etwas Frieden, etwas Erholung. Ich habe in den vergangenen Wochen genug neugierige Verwandten ausgehalten, um nicht auch noch sie ertragen zu müssen.

"Tante Primie, kann er irgendwas?" Die Frage der zehnjährigen Asphodele weckt mich aus meinen Gedanken. Ich runzele die Stirn, nicht ganz begreifend.

"Dummkopf", stellte Klein-Maie, Asphodeles ältere Schwester fest. "Er ist ein Baby. Was denkst du, soll er tun?"
Das Mädchen zuckt mit den Schultern und sieht zu meinem Kind, das in Lauras Armen liegt. Seine großen, blauen Augen folgen jeder ihrer Bewegungen.

"Er ist hinreißend", bemerkt Dudos Frau und sieht mit einem Lächeln im Gesicht zu mir auf. Ihr Finger berührt sanft Frodos Nasenspitze. Frodos Augen wandern von den jungen Mädchen zu dem Finger. Er runzelt die Stirn, angestrengt darum bemüht, seine Nase zu sehen. Frustriert windet er sich und öffnet seinen Mund, um seinem Unmut Luft zu machen, aber Laura lacht und lässt von seiner Nase ab, um stattdessen beruhigend über seine Wange zu streicheln.

Laura sitzt in einem Schaukelstuhl am Feuer, während Drogo seine Geschwister am Esstisch unterhält. Er hält eine meiner Hände, versucht wahrscheinlich, mich zu beruhigen, denn ich sehe immer noch wütend zu Dora, die meinen Blick nicht minder unfreundlich erwidert. Aber als ich mein Kind weinen höre, vergesse ich Dora. All meine Aufmerksamkeit gehört Frodo. Ich lasse Drogos Hand los und gehe zu ihm. Über Lauras Schulter blicke ich auf mein kostbares Baby. "Aber, aber, mein Liebling. Es gibt keinen Grund zu weinen", murmle ich und Frodo wird fast augenblicklich still, während er mein Gesicht aus tränenverschleierten Augen ansieht.

Ich lächle ihn beruhigend an, aber er lächelt nicht wie sonst zurück. Stattdessen fängt er wieder an zu weinen. Ich bitte Laura, ihn mir zu geben und wiege ihn in meinen Armen, versuche, ihn einzulullen, doch es hat keinen Sinn.

"Vielleicht ist er hungrig", sage ich zu Laura und wickle seine Decke um ihn. Es ist noch nicht an der Zeit ihn zu füttern, aber mit so vielen Besuchern ist es selbst für meinen Sohn schwer, sich an einen Plan zu halten.

Laura legt einen Arm um ihre jüngere Tochter, die den Kopf an ihre Schulter lehnt, und lächelte mich an. "Mach dir um uns keine Sorgen."

Ich nicke ihr dankbar zu, ehe ich mich rasch in das Zimmer zurückziehe, das ich mir mit Drogo teile. Mit einem Seufzen schließe ich die Tür und lehne mich für einen Moment dagegen, um den willkommenen Duft meines Schlafzimmers tief in mich aufzunehmen. Ein Platz der Erholung und des Friedens. Das Feuer im Kamin ist heruntergebrannt, aber es ist angenehm warm und ich begrüße das gedämpfte Licht. Erleichtert gehe ich zum Bett und versuche, mein aufgebrachtes Kind zu beruhigen.

Ich fühle mich erschöpft bis zu den Knochen. Ich sehne mich nach einer Nacht mit vernünftigem Schlaf, doch noch mehr wünsche ich mir etwas Frieden. Im vergangenen Monat hatte ich nicht einen Tag für mich. Fast jeden Tag kam irgendein Verwandter, um einen Blick auf mein kostbares Baby zu werfen. Entweder das, oder wir gingen zum Brandyschloss. Ich will ein wenig Zeit für mich - für mich, Drogo und Frodo. Ich begrüße Frodos Weinen sogar, denn es gibt mir eine Entschuldigung, mich für einige Zeit aus der Geschäftigkeit zurückzuziehen.

"Still, mein Lieber", flüstere ich beruhigend. "Was hat dich so aufgeregt?" Ich halte ihn etwas fester und streiche mit der anderen Hand über seine feuchte Wange. "Du hast auch genug von deinen Verwandten, nicht wahr?"

Selbst in der Vertrautheit dieses Raumes will Frodo nicht aufhören zu weinen. Seine pausbäckigen Wangen sind gerötet, die kleinen Händchen zu Fäusten geballt. Ich denke, dass er vielleicht doch hungrig ist. Schnell knöpfe ich meine Bluse auf und biete ihm eine schwere Brust. Frodo zeigt jedoch kein Interesse und strampelt und jammert immer mehr.

Ich seufze, als plötzlich Tränen in mir aufsteigen. Der Drang zu weinen ist stetig gewachsen und obwohl ich versuche, meine Tränen zu schlucken, gelingt es mir nicht. Sie füllen mir die Augen und verschleiern meinen Blick. Seine Schreie lassen mich noch betrübter werden und ein Gefühl der völligen Hilf- und Aussichtslosigkeit legt sich um mich.
"Nicht, Frodo", flüstere ich, während ich ihn erneut wiege. "Mach deiner Mama keine Sorgen."

Oh, diese Dora! Warum konnten sie und Dudo nicht zu einer anderen Zeit kommen und mir und meiner Familie eine Ruhepause gönnen? Zitternd vor Anstrengung weitere Tränen zurückzuhalten, rutsche ich auf dem Bett zurück und lehne mich gegen das Kopfende. Ruhe, das ist es, was wir beide brauchen, Frodo und ich, denn er ist hungrig. Jetzt kann ich es in seiner Stimme hören.

Mit einem tiefen Atemzug versuche ich, mich zu beruhigen, ehe ich dasselbe bei meinem Kleinen versuche. Leise beginne ich zu singen.


Funkle, funkle kleiner Stern,
was du bist, das wüsst ich gern.
Stehst hoch über aller Welt,
ein Diamant am Himmelszelt.
Funkle, funkle kleiner Stern,
was du bist, das wüsst ich gern.


Ich singe alle Strophen des Liedes, die ich kenne und bin verwundert, wie sehr es nicht nur mich sondern auch Frodo beruhigt. Er sieht mich an, seine leuchtenden, blauen Augen erforschen mein Gesicht. Ich lächle und glätte seine gerunzelte Stirn zärtlich mit einem Finger. Er ist nicht allzu glücklich darüber und quengelt. Ich lege einen Finger auf seine Lippen, die sich bereits für einen weiteren Widerspruch öffnen. Er saugt sofort daran.

"Kein Grund mir das zweimal zu sagen, mein lieber, kleiner Stern", flüstere ich und schiebe vorsichtig meine Bluse zur Seite. Dieses Mal ist er mehr als willig, sich stillen zu lassen. Ich hole erleichtert Luft, als ich höre, wie er zufrieden schmatzt.





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