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Liebes Tagebuch  by Lily Dragonquill

22. Halimath 1368


"Auf Primula und deinen Sohn!" rief Saradas Brandybock und hob seinen Krug. Drogo und andere Hobbits im Springenden Hecht folgten seinem Beispiel.

Drogo leerte seinen Krug mit einem Zug. Er strahlte vor Stolz und Freude. Primula hatte ihn mitten in der Nacht geweckt, weil ihre Wehen eingesetzt hatten. Er war sofort auf den Beinen und wich ihr nicht von der Seite, bis sein Kind eine Stunde vor dem Mittag geboren war. Er war so krank vor Sorge gewesen, dass Menegilda scherzhaft feststellte, er sähe schlimmer aus als Primula. Sie würde sich fragen ob er das Kind zur Welt bringt und nicht seine geliebte Gattin. Zu dem Zeitpunkt hatte er darüber nicht lachen können, Primula jedoch schon, und darüber war er froh gewesen.

Jetzt war er allerdings in der Lage, die Komik der Situation zu erkennen. Primula hatte ihm einen gesunden und kräftigen Sohn geschenkt und das war alles, was zählte. Seine Sorgen und Mühen waren vergessen, sein Herz unbeschwert. Drogos ganze Aufmerksamkeit gehörte dem kleinen Baby, das aus Leibeskräften protestiert hatte, als Gilda es sanft in eine Decke gewickelt und es in die wartenden Arme seiner Mutter gelegt hatte. Oh, die Tränen der Freude, die er vergossen hatte, als er das kleine Bündel das erste Mal betrachtet hatte. Dunkles Haar klebte an der unzufriedenen, gerunzelten Stirn des Babys und ein zahnloser Mund öffnete sich, eifrig die Einwände des Kleinen kundzutun. Sobald das Kind aber in den Armen seiner Mutter lag, beruhigte er sich und war still. Drogo fragte sich, ob er vielleicht eingeschlafen wäre, hätte Gilda es erlaubt. Die Geburtshelferin hatte den Kleinen jedoch mitgenommen, um ihn zu waschen und ihn zu untersuchen. Primula war nicht allzu froh darüber gewesen, aber sie wusste, dass die Hebamme sich gut um ihren Sohn kümmern würde und wartete geduldig.

Drogo hatte seine Frau geküsst und war mit Menegilda gegangen, um das Baby zu waschen. Diese Arbeit würde später seine Aufgabe sein, wenn es denn Arbeit genannt werden konnte, und so hatte er mit begeisterter Aufmerksamkeit zugesehen. Danach ging er zu seiner Liebsten zurück, die inzwischen sehr müde aussah. Er blieb bei ihr und gemeinsam bewunderten sie ihr Kind, bis sie sich endlich der Erschöpfung überließ und ihre Atmung langsam und ebenmäßig wurde. Er küsste sie noch einmal, seine liebe, tapfere Primula, ehe er lange auf seinen zufrieden schlafenden Sohn blickte, der in einem Kinderwagen lag, den Menegilda neben das Bett gestellt hatte. Sein kleines Gesicht war so süß und unschuldig, und seine kleinen Fäuste so zerbrechlich und doch stark. Es schien so unwirklich endlich Vater zu sein, aber Drogo wusste ohne jeden Zweifel, dass er der Vater dieses wunderschönen Kindes war und sein Herz zersprang fast vor Liebe für seinen neugeborenen Sohn und die Frau, die ihn zur Welt gebracht hatte.

Es war schwer sie aus den Augen zu lassen, aber beide brauchten ihre Ruhe und so war er nach Bockenburg gegangen, um jedem von seinem unglaublichen Glück zu erzählen. Im Springenden Hecht hatte er genügend Zuhörer gefunden, um die gute Nachricht im ganzen Bockland, und womöglich im ganzen Auenland, zu verbreiten. Das Gasthaus roch nach Bier, Met und Pfeifenkraut, Gerüche die vom Duft von frischem Speck und gerösteten Kartoffeln noch beinahe übertroffen wurden. Schummerige Lampen tauchten den Schankraum in ein schwaches, einladendes Licht. Nachdem sie ihm gratuliert hatten, waren die anderen Gäste an ihre Tische zurückgekehrt, um ihr Mahl zu beenden und jegliche Unterhaltung, in die sie vor Drogos Ankunft vertieft gewesen waren, fortzuführen.

Saradas klopfte ihm auf die Schulter. "Also, wann werde ich meinen Neffen sehen, Beutlin?"
"Nicht vor morgen", antwortete Drogo mit einem Lächeln. "Primula braucht etwas Ruhe, genau wie mein Sohn."
"Ich hoffe, du passt gut auf meine Schwester auf", sagte Saradas ernst, wobei er den Rest seines Kruges leerte und sich neben Drogo an den Tisch setzte.
"Glaub mir, das werde ich", lachte Drogo und zog seine Pfeife aus seiner Brusttasche. Er hatte es eindeutig verdient, jetzt zu rauchen. Saradas folgte seinem Beispiel und Drogo reichte ihm sein Pfeifenkraut, um es mit seinem Schwager zu teilen. "Nach dem heutigen Tag liebe ich sie noch mehr als zuvor, wenn das überhaupt möglich ist."
Saradas lachte. "Was sollten wir sonst tun, außer sie zu lieben? Wir haben keine andere Wahl."

Seine Augen leuchteten vor Freude als Drogo an seiner Pfeife paffte. Die Stärke, die seine liebste Frau den ganzen Morgen über gezeigt hatte verwunderte ihn. Er hatte versucht, sie, so gut es ging, zu unterstützen, hatte ihre Hand gehalten, ihre Stirn gewischt und ihr allen Unsinn erzählt, der ihm eingefallen war, um sie zu beruhigen. Er konnte allerdings nicht sagen, wen er mit seinen geflüsterten Worten mehr hatte beruhigen wollen - sich selbst oder Primula - denn er hatte bald feststellen müssen, dass es keine leichte Aufgabe war, ein Kind zur Welt zu bringen. Dass sie für ihre Liebe solche Strapazen auf sich nahm, sorgte dafür, dass er sich demütig und geschmeichelt zugleich fühlte.

Plötzlich sah Drogo das Gesicht seines Sohnes. Erstaunlich blaue Augen blickten ihn fragend durch lange, dunkle Wimpern an. Er war sich nicht sicher, ob die Augen seines Sohnes so blau bleiben würden oder ob sich ihre Farbe noch änderte, aber er hatte nie so außergewöhnliche Augen gesehen und das freute ihm. Sie machten seinen Sohn selbst im Aussehen einzigartig. Frodo wollte Primula ihn nennen und das gefiel Drogo ebenfalls. Er hatte in den vergangenen Monaten über viele Namen nachgedacht, und selbst nachdem Primula festgelegt hatte, dass er sich nur über Mädchennamen Gedanken machen sollte, hatte er sich auch einige Jungennamen ausgedacht. Er war recht neugierig gewesen, welchen Namen seine Gattin ausgesucht hatte, aber sie wollte es ihm nicht sagen. Erst als sie ihren Sohn zum ersten Mal in den Armen hielt, hatte sie ihn genannt. Drogos Herz hatte vor Freude geschmerzt. Frodo. Es war perfekt. Er wusste keinen Namen, der besser zu seinem Sohn passen würde.

Drogo lächelte im schwachen Licht des Gasthauses. Frodo Beutlin. Der Name würde im Gedächtnis bleiben.





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