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Schicksalsjahre eines Hobbits I - Bockland  by Lily Dragonquill

Kapitel 68: Zwistigkeiten




Frodo entzündete die Kerze auf seinem Nachttisch, blickte dann zu Merry, der auf seiner Seite des Zimmers dasselbe tat. Sein Vetter war den ganzen Abend über sehr schweigsam gewesen, hatte, wie er es versprochen hatte, weder für, noch gegen ihn gesprochen. Esmeralda hatte ihm geglaubt, als er gesagt hatte, er wäre hingefallen, hatte ihn jedoch damit aufgezogen, dass er besser aufpassen sollte, wo er seine Nase hineinsteckte. Auch Saradoc hatte den Grund für seine Verletzung nicht in Frage gestellt und so atmete Frodo tief durch, als er sich schließlich auf sein Bett setzte, sich das Hemd aufknöpfte und mit den Ereignissen des Tages abschloss.
Sein Blick glitt zum Bild seiner Eltern und zu einer neuen Schnitzerei, die auf dem Nachttisch ihren Platz gefunden hatte. Es war ein Mathom, das Merry ihm an seinem Geburtstag gegeben hatte. Im Grunde war es mehr als das, denn Merry hatte die Schnitzerei, die einen Hobbit beim Schnitzen zeigte, auf dem Brückengauer Markt erstanden. Als Frodo die Figur ausgepackt hatte, hatte sein Vetter gelacht und gemeint, dass jener Hobbit aus Holz ihm nicht unähnlich sah.
Müde schob sich Frodo die Hosenträger von den Schultern, glitt schließlich auch aus dem blutigen Leinenhemd, das er auf den Boden schmiss. Morgen würde er es in die Wäsche geben. Als er sich umdrehte, um sein Nachthemd zu holen, öffnete sich die Tür und der warme Lichtschein der Lampen im Gang drang herein. Merry sog überrascht die Luft ein. Verwundert wandte Frodo sich um. Saradoc stand in der Tür, sah ihn fassungslos an. Unweigerlich hielt Frodo sich das Nachthemd vor den Körper, blickte erst verwirrt an sich herab, sah dann von einem erschütterten Gesicht in das andere.

Saradoc öffnete die Tür zum Zimmer der Jungen, als sich ihm im schwachen Lichtschein ein Anblick bot, der ihm den Atem stocken ließ. Drei große blaue Flecken zierten Frodos Rücken. Zwei waren ein Stück über dem Hosenbund zu beiden Seiten gelegen, während sich der dritte knapp unter dem linken Schulterblatt befand. Frodo hatte erzählt, er wäre gestolpert und dabei ungeschickt gefallen, doch was Saradoc für einen kurzen Augenblick zu Gesicht bekommen hatte, waren weit mehr als die Spuren eines tollpatschigen Sturzes. Rasch schloss er die Türe hinter sich, eilte zu dem Jungen, der völlig verwirrt zwischen ihm und seinem Sohn hin und her blickte, und fasste seine Vermutung in Worte. "Wer hat dich geschlagen, Frodo?"

Frodo spürte, wie sich alles in ihm zusammenzog. Seine Augen weiteten sich, alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Stechend spürte er seinen Herzschlag bis in den Hals, als ihm plötzlich klar wurde, dass er bei seiner Ausrede eine wichtige Kleinigkeit vergessen hatte: seinen Rücken. Immer wieder hatte er am Abend ein leichtes Pochen in seinen Muskeln gespürt, doch hatte er dem keine weitere Beachtung geschenkt. Erst jetzt verstand er, dass sein Körper nicht unbeschadet gegen den Baum geprallt war. Er hatte zu früh aufgeatmet und musste jetzt schnell handeln.
"Geschlagen?" All seine Überraschung über Saradocs ungeahnte Entdeckung ließ er in seine Stimme fließen, wobei er fragend die Stirn in Falten legte und ahnungslos zum Herrn von Bockland aufblickte. "Ich bin gefallen."
Saradoc ließ sich neben ihm auf dem Bett nieder und stoppte seinen Versuch, in sein Nachtgewand zu schlüpfen, indem er eine Hand auf die seinen legte und ihn mit der anderen sanft, aber bestimmt umdrehte, sodass er sich seinen Rücken genauer ansehen konnte. Frodo spannte den Oberkörper an, bemüht, seine Aufregung zu verbergen.
"Wenn ich deinen Worten Glauben schenken darf, bist du auf dein Gesicht gefallen", erklärte der Herr.
"Und auf den Rücken!" beeilte sich Frodo hinzuzufügen, während Saradocs Finger hier und da über die verletzte Haut glitten und ihn unweigerlich zusammenzucken ließen. Saradocs Aufmerksamkeit behagte ihm nicht, ließ ihn um seine Ausrede bangen.
"Und du hast ganz zufällig vergessen, dies heute Abend zu erwähnen", bemerkte Saradoc mit bestimmtem, doch undeutbarem Ton, wobei er den Jungen wieder umdrehte.
Frodo wusste nicht recht, ob er darauf etwas erwidern sollte, doch erleichterte ihm der Herr die Entscheidung, indem er ihn eingehend, beinahe fordernd betrachtete. Das Licht der Kerze spiegelte sich in den grünen Augen und der junge Hobbit fand sich nicht in der Lage, dem Blick lange standzuhalten. Wortlos senkte er den Kopf.
"Wer hat dich geschlagen?"

Frodo hatte die Hände auf seinen Schoß sinken lassen, grub nun die Finger in das Nachtgewand, bis sie zitterten. Der bittere Geschmack einer Niederlage lag auf seiner Zunge. Saradoc hatte ihn durchschaut, doch hieß das noch lange nicht, dass er nun sagen würde, was geschehen war. Er hatte seine Gründe, dies geheim zu halten und an diesen hielt er fest. Ein angespanntes Kribbeln ging durch seinen Körper, als er entschlossen die Lippen zusammenpresste. Saradoc mochte glauben, dass seine Probleme gelöst werden konnten, indem er ihm verriet, mit wem er seine Meinungen nicht teilte, doch sah der Herr nicht ein, dass es manchmal besser war, solche Dinge für sich zu behalten. Glaubte er denn, Reginard würde nicht noch einmal zuschlagen, nur weil er ihn zur Rede stellte, ihn bestrafte? Frodo wusste, dass genau das Gegenteil der Fall sein würde. Saradoc konnte ihm nicht helfen, hatte ihm noch nie helfen können und auch wenn er nicht wagte, ihm das ins Gesicht zu sagen, konnte er zumindest schweigen.

Merry klammerte sich mit den Händen an der Bettdecke fest. Er kannte den Blick, mit dem sein Vater Frodo bedachte. Eine stumme Aufforderung zu antworten. Die Stille war es, die diesen Blick so gefährlich machte. Jeder Atemzug hallte in seinen Ohren wider und manchmal glaubte er sogar, die Kerze brennen zu hören. Er hatte Frodo versichert, nichts zu sagen, weder zum Guten, noch zum Schlechten und das nagte nun an seinem Herzen. Es hatte ihn Überwindung gekostet zu schweigen, als seine Mutter nachgefragt hatte und noch mehr, als sein Vater sich über die Gründe für Frodos geschwollene Nase erkundigt hatte. Doch nun wusste Saradoc die Wahrheit. Frodo hatte keinen Grund mehr, seinen Streit mit Reginard zu leugnen. Dass er es trotzdem tat, ließ die Wut des späten Nachmittages neu in Merry auflodern. Selbst jetzt schwieg Frodo lieber, anstatt preiszugeben, dass seine Freundschaft zu Nelke schuld an der Misere war. Merry war froh, dass das Mädchen im Augenblick nicht anwesend war, denn er glaubte nicht, dass er seine Wut hätte kontrollieren können, hätte er sie gesehen. Wie hatte sie seinen Vetter so rasch so sehr verderben können?
"Frodo?"
Saradocs Stimme verlangte nach einer Antwort und Merry zitterte aus lauter Verärgerung über jene drei Hobbits, die ihn in diese Lage gebracht hatten. Nicht zuletzt richtete er seinen Zorn jedoch auch gegen sich selbst, denn schließlich war er es gewesen, der eingewilligt hatte zu schweigen. Er biss sich auf die Lippen, grub seine Finger fester in die Decke.

"Es war Reginard!"
Frodo zuckte förmlich zusammen, als die Worte aus seinem Vetter herausplatzten. Entrüstet und mit offenem Mund starrte er Merry an, der keuchend auf dem Bett saß und entschuldigend zu ihm herüberblickte. Er hatte ihn verraten! Frodo konnte es kaum fassen. Merry hatte sein Versprechen gebrochen und Saradoc schien darüber nicht weniger überrascht als Frodo selbst. Zu seinem Unglück erholte sich der Herr jedoch, während er noch darüber nachdachte, ob er enttäuscht oder wütend sein sollte. Er hatte immer geglaubt, er könne Merry vertrauen und die Erkenntnis, dass dem nicht so war, versetzte ihm einen Stich ins Herz, raubte ihm die Stimme.

"Reginard Boffin?", Saradoc blickte verwundert von einem zum anderen. "Worum ging es?"
"Um…", begann Merry, unfähig, länger zu schweigen, doch fiel ihm Frodo ungehalten ins Wort.
"Um nichts!" rief er wütend. "Du warst nicht einmal da, also tu nicht so, als wüsstest du, wovon du sprichst!"
Ein zorniges Funkeln trat in Frodos Augen, eben jenes Licht, das Saradoc schon häufig gesehen hatte, wenn dieser sich gegen seine Entscheidungen stellte. Es war ein Ausdruck, der ihm nicht gefiel, doch noch weniger sagte ihm der Tonfall zu, mit dem der junge Hobbit seinen Sohn zurechtwies. Beschwichtigend legte er eine Hand auf Frodos Brust, als der Junge sich aus seiner kauernden Haltung aufrichtete, um böse Blicke ans andere Ende des Zimmers zu werfen.
"Frodo!" wies er ihn streng zurecht, blickte dann zu seinem Sohn und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Merry?"
Saradoc hofft, wenigstens von ihm die Antworten zu erhalten, die Frodo ihm nicht geben wollte, doch nachdem dieser einen langen, wütenden Blick mit seinem Vetter gewechselt hatte, schlug er die Augen nieder und schüttelte kaum merklich den Kopf.
"Frodo hat Recht", sagte er beinahe tonlos. "Ich war nicht dort."
Saradoc schloss entnervt die Augen. Er spürte mehr, als dass er hörte, wie Frodo erleichtert aufatmete und nahm schließlich die Hand vom wild pochenden Herzen des Jungen. Er war sich nicht sicher, ob Merry die Wahrheit sprach, oder ob Frodo ihn durch seine Blicke eingeschüchtert hatte, doch er wusste, dass er es noch herausfinden würde.

Schweigen breitete sich im Zimmer aus. Frodo war zwar erleichtert, dass Merry nicht vorgab, mehr zu wissen, als er es tatsächlich tat, doch in seinem Inneren brodelte es. Wie hatte er ihm so etwas antun können? Weshalb hatte er ihn nicht einfach gewähren lassen können? Schließlich wusste er, was er tat, doch Merry schien das nicht verstehen zu wollen. Zornig und enttäuscht zugleich, blickte er seinen Vetter an. Dieser hatte zwar den Blick gesenkt, spielte unruhig mit seiner Bettdecke, hob aber ab und an den Kopf. Eine wütende Flamme loderte in den Augen, die ebenso blau waren, wie seine eigenen, doch lag auch Schmerz darin.
Schmerz! Frodo hätte beinahe verbittert gelacht. Welchen Grund hatte Merry denn schon, verletzt zu sein? Er war nicht von seinem besten Freund verraten worden, nur weil dieser glaubte, alles besser zu wissen. Dabei wusste Merry gar nichts. Merry war beliebt, wurde von vielen für das gemocht, was er war.
Bei ihm war es anders. Bisher hatte nur Merry ihn so gemocht, wie er war und alle anderen hatten ihn zwar geduldet, sahen in ihm jedoch ebenso wenig einen Freund, wie Frodo sie als solche bezeichnete. Bis Nelke kam. Nelke mochte ihn um seinetwillen. Und nun sollte er das alles aufgeben, nur weil Reginard damit nicht einverstanden war?
Frodo wusste, dass Saradoc mit Reginard sprechen würde, sollte er ihm von der Prügelei erzählen. Wenn dies geschah, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Nelke davon erfuhr, und sie würde bestimmt nicht wollen, dass er noch einmal geschlagen wurde, und sich von ihm fernhalten. Reginard hätte gewonnen, und dies sollte keinesfalls geschehen, denn Frodo genoss es, ab und an mit einem anderen außer Merry über das zu sprechen, was ihn beschäftigte, auch wenn Nelke ihn bei weitem nicht so gut verstand wie sein Vetter.
Mit Merry konnte er über alles sprechen, doch nicht über Nelke. Je mehr Zeit vergangen war, desto klarer war ihm geworden, dass Merry eine ähnliche Einstellung hatte, wie Reginard. Er war der Ansicht, Nelke wäre nicht gut für ihn, würde ihn nur in Schwierigkeiten bringen, wollte jedoch nicht einsehen, dass sie für ihn auch wichtig war.
Und nun hatte er ihn verraten, gefährdete dadurch seine Freundschaft zu dem Mädchen und ließ zusätzlich Saradoc auf ihn wütend werden. Der Herr hätte nie erfahren, dass er ihn belogen hatte, wenn Merry geschwiegen hätte. Nun hatte er sich einen weiteren Schritt von Annerkennung und Stolz wegbewegt.
Würde etwa auch Bilbo davon erfahren? Sollte er sich am Ende auch von dessen Liebe weiter entfernen?
Zitternd vor Bitterkeit starrte er Merry an. Seine Finger gruben sich krampfhaft in das Nachtgewand. Er wusste nicht, was er mit seinem Vetter machen würde, wenn er ihm durch seine Untreue all dies genommen hatte.

Saradoc seufzte, rieb sich mit den Fingern zwischen den Augen. Sein Blick glitt von Frodo zu seinem Sohn und wieder zurück. Er konnte die Spannung, die in der Luft lag, spüren und hielt es für das Beste, wenn er mit Frodo alleine sprach. Mit ruhiger Stimme wandte er sich an seinen Sohn, bat ihn, sie alleine zu lassen. Nickend ließ sich Merry vom Bett gleiten, blickte noch einmal wütend zu seinem Vetter, ehe er das Zimmer wortlos verließ.
Saradoc wartete, bis die Tür mit einem leisen Knacken ins Schloss fiel, ehe er sich an Frodo wandte. Der Junge hatte sich von ihm abgewandt, die Hände auf dem Schoß zu verkrampften Fäusten geballt, die er unter seinem Nachtgewand zu verstecken suchte. Saradoc war wütend, doch sein Schmerz, dass Frodo ihn lieber belog, anstatt mit ihm zu sprechen, war stärker. Schweigend holte er einen Stuhl vom Schreibtisch, den er vor den Jungen stellte, ehe er sich darauf niederließ und sanft seine Hände auf Frodos legte, obwohl dieser erschrocken zusammenzuckte, sich der Berührung entziehen wollte.
"Mir scheint, Merrys Anwesenheit regt dich auf", sagte er mit Bedacht. "Wirst du denn mit mir sprechen, jetzt, da er fort ist?"
Der Schatten des Kerzenlichts tanzte über Frodos rechte Wange, verliehen ihr einen goldenen Glanz, doch der Junge zeigte keine Regung. Schweigen legte sich über sie wie ein unsichtbarer Schleier und wieder war es Saradoc, der das Wort ergriff.
"Du weißt, dass ich hier bleiben werde, bis du mir sagst, was geschehen ist."
Ruckartig drehte Frodo den Kopf, die Augen voller Zorn und Verbitterung. Er entzog ihm seine Hände, rutschte auf dem Bett zurück, bis er mit dem Rücken an der Wand lehnte.
"Was willst du denn hören?!", zischte er aufgebracht, legte ohne es anzusehen sein Nachthemd zurecht. "Dass ich Reginard wütend gemacht habe? Dass ich es verdient habe? Dass ich…"
"Die Wahrheit, Frodo!" unterbrach Saradoc, die Stimme lauter als beabsichtigt. "Ich möchte die Wahrheit hören."

Frodo starrte den Herrn einen Augenblick wortlos an, zog sich dann das Nachthemd an, um die Spuren des Streites zu verbergen. Was nutzte Saradoc die Wahrheit? Die Wahrheit war, dass er schweigen musste, um das Wenige, das ihm geblieben war, zu schützen. Merry verstand das nicht und Saradoc noch weniger.
"Es war nichts", sagte er dann, zog die Knie an und legte die Arme darum.
Saradoc sah ihn überrascht an. "Dann geht ihr also immer so miteinander um?"
An der Stimme des Herrn konnte Frodo erkennen, dass dieser weit wütender war, als er zugab. Seine Worte jedoch ließen wiederum ihn zornig werden. Saradoc wusste noch weniger, als er gedacht hatte. Seine Augen funkelten voller Zorn.
"Wir gehen überhaupt nicht miteinander um!"
"Das habe ich auch gedacht", entgegnete der Herr knapp, "bis mir ein kleiner, verletzter Junge weiß machen wollte, dass nichts war."
Entrüstet starrte er Saradoc an. Er hielt ihn also für klein? Glaubte er deshalb, sich in alles einmischen zu müssen? Er war nicht so klein, wie der Herr glauben mochte und er konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen. Trotzig, doch mit Bedacht antwortete er: "Es war ein Versehen."

"Ein Versehen?!" rief Saradoc erzürnt, bemerkte nicht, wie Frodo erschrocken zusammenzuckte. "Ein solches Versehen, dass er dir die Nase blutig schlug und deinen Rücken in ein Schlachtfeld verwandelte? Nein, Frodo, das war kein Versehen!"
Nie zuvor hatte er erlebt, dass der Geschlagene den Schläger verteidigte und die Sturheit, mit der Frodo das tat, ließ ihn zornig werden. Er wusste, was er Frodo zutrauen konnte, wusste, dass er frech sein konnte und das eine oder andere Mal schneller sprach oder handelte, als gut für ihn war. Er wusste jedoch auch, dass er Marroc und seinen Freunden nur mit respektvollem Abstand begegnete, der beinahe an Angst grenzte.
Reginard war ein Rüpel von Marrocs Schlag, hielt sich jedoch gerne im Schatten seines Vetters verborgen. Saradoc war klar, dass er einen Grund gehabt haben musste, um Frodo zu verprügeln, denn er war kein Schläger wie Marroc, der, zumindest bei Frodo, schon aus reiner Lust und Laune zugeschlagen hatte, auch wenn sich das seit seinem Lehrantritt im Frühjahr gebessert hatte.
"Worum ging es bei dem Streit?"
"Das ist unwichtig", entgegnete Frodo sofort, den Blick starr, entschlossen.
Saradoc verdrehte entnervt die Augen. Er hatte sich immer für einen geduldigen Hobbit gehalten, doch Frodos Starrköpfigkeit ließ ihn verzweifeln. Mit dem Ellbogen stützte er sich am Schoß ab und rieb sich zwischen den Augen. Er verstand den Jungen nicht und das bereitete ihm Kopfzerbrechen. Wie schon einmal in diesem Monat fiel sein Blick auf das Bild von Frodos Eltern und wieder fragte er sich, wie sie an seiner Stelle handeln würden. Esmeralda hatte einst gesagt, Frodo wäre ein Buch mit sieben Siegeln und Saradoc fragte sich unwillkürlich, wann sich der Junge so sehr verschlossen hatte. War er schon immer so gewesen? Hatte Primula einst mit denselben Sorgen zu kämpfen, die ihn nun plagten oder war es erst über die Jahre so gekommen? Ihm schien, dass es mit jedem Jahr schlimmer wurde. Frodo zog sich immer mehr zurück und Saradoc vermutete, dass ihm dieser Sturkopf das Leben schwer machen würde, sollte es ihm nicht gelingen, irgendwie zu ihm durchzudringen, ihn irgendwie zu verstehen.
"Warum, Frodo?", seufzte er, wobei er dem Jungen tief in die Augen sah. "Warum lässt du so mit dir umgehen? Weshalb erlaubst du mir nicht, dir zu helfen? Was verbirgst du? Welches Geheimnis ist dir so wichtig, dass es dich mich belügen lässt? Muss ich dich auf Schritt und Tritt beobachten, um sicher zu sein, dass ich dir glauben kann?"

Erschrocken wich Frodo dem geraden Blick aus, lehnte die Stirn gegen die Knie und ließ die Hände auf sein Bett sinken. Er fühlte sich schrecklich. Wenn diese Unterhaltung beendet war, würde Saradoc enttäuschter von ihm sein, als jemals zuvor. Der Herr war jetzt schon traurig und verletzt, ganz gleich wie zornig seine Stimme zuvor noch geklungen hatte. Das hatte er nicht gewollt, ebenso wenig, wie er Saradoc hatte belügen wollen. Er log nicht wirklich, verschwieg nur die Wahrheit.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Weshalb hatte Reginard ihn schlagen und sein Leben dadurch noch schwerer machen müssen? Es war nicht der Schmerz der ihn quälte, es war der Ausdruck in Saradocs Augen. Manchmal wünschte er, er könnte sprechen, könnte all die Last der vergangenen Jahre ablegen, doch er wusste, dass die Worte nie über seine Lippen kommen würden. Er hatte sich einst geschworen, dass er schweigen würde, bis die richtige Person und der richtige Zeitpunkt gekommen waren, doch manchmal glaubte er, dass es keine richtige Person gab, nicht für ihn. Zumindest nicht im Brandyschloss. Er liebte Saradoc, sah zu ihm auf wie zu einem Vater und wusste doch, dass er nicht dessen Sohn war. Saradoc gab ihm ein Zuhause, bot ihm eine Familie, doch sein Zuhause war es nicht. Frodo wusste, dass er nicht sprechen konnte, bis er jene Geborgenheit, jene Liebe, die ihn einst auf Schritt und Tritt begleitet hatte, wieder gefunden hatte, fürchtete jedoch zugleich, dass es so etwas für ihn nicht gab. Sein Herz würde hungern und eines Tages an seinem Hunger sterben.
Er schluckte Tränen, die seine Augen nie erreichen sollten, während sich Stille im Zimmer ausbreitete. Es war zu spät, um umzukehren. Saradoc war bereits verletzt und er hielt es für besser, es dabei zu belassen, als zusätzlich auch seine Freundschaft zu Nelke zu gefährden. Zögernd hob er den Kopf, schlug jedoch die Augen nieder, als er bemerkte, dass Saradoc ihn noch immer mit demselben traurigen Blick ansah. Lachen, wohl aus dem Wohnzimmer kommend, drang an sein Ohr. Die Kerze flackerte, als er geräuschvoll ausatmete.
"Bestraf ihn nicht", bat er schließlich leise. "Es wird nicht wieder vorkommen."
Saradoc schüttelte den Kopf, betrachtete ihn ernst. Frodo konnte seinen Blick auf sich spüren, fühlte sich unbehaglich. "Ich weiß nicht, ob ich das kann."
"Bitte." Beinahe flehend sah Frodo zum Herrn auf, auch wenn es ihn Überwindung kostete, in das ernste Gesicht zu sehen, dessen betrübte, grüne Augen das Licht der Kerze auf seltsame Weise spiegelten. "Ich kann das selbst in Ordnung bringen."

Wieder breitete sich Schweigen im Zimmer aus, während sich Ziehvater und angenommener Sohn lange in die Augen sahen. Beide wussten um ihre Liebe zueinander und doch fürchtete jeder, damit allein zu sein. Frodo glaubte, Saradoc sehe in ihm keinen Sohn, während der Herr vermutete, dass der Junge nur schwieg, weil er seine Nähe nicht wünschte.
Schließlich erhob sich der Herr von Bockland, stellte den Stuhl zurück an den Schreibtisch.
Frodo folgte ihm mit den Augen, unsicher, ob er ihm antworten würde. Umso erleichterter war er, als Merrys Vater kundtat, dass er es sich durch den Kopf gehen lassen wollte. Seine Miene hellte sich auf, doch war dies nur ein flüchtiger Schatten, der binnen eines Wimpernschlages wieder verblasste. Frodo spürte, wie ein Teil seiner Anspannung von ihm abfiel. Mit zaghafter Stimme rief er Saradoc zurück.
Der Herr hatte bereits den Türknauf umklammert, als er sich umwandte. Der Junge hatte wieder die Arme um die Knie gelegt, sah hoffnungsvoll zu ihm auf.
"Danke", wisperte er.
Saradoc nickte mit dem Kopf, wünschte ihm dann eine gute Nacht und verließ das Zimmer.

Müde schloss Frodo die Augen, froh, der Enttäuschung in Saradocs Blick nicht länger begegnen zu müssen. In einem tiefen Seufzer stieß er die Luft aus seinen Lungen und entledigte sich seiner Hose, die er alsbald über einen Stuhl am Schreibtisch legte. Weshalb endeten Gespräche mit Saradoc meist damit, dass er das Gefühl hatte, versagt zu haben? Ein hartnäckiger, hohler Schmerz, der an seinem Herzen nagte und ihm klar machte, dass er sich immer weiter von dem entfernte, was er zu erlangen hoffte. Es war ein Kampf, den er verzweifelt zu gewinnen suchte und doch immer wieder verlor. Die Traurigkeit in Saradocs Augen hatte ihm gezeigt, wie sehr er versagt hatte. Er hatte sich nicht nur weiter von Stolz und Annerkennung entfernt, indem er den Herrn durch seine Worte verletzte, sondern hatte auch seine Freundschaft zu Nelke nicht schützen können. Sollte Saradoc sich trotz allem dazu entscheiden, Reginard zur Rede zu stellen, hätte er alles verloren, was er durch sein Schweigen hatte retten wollen. Und all dies war nur Merrys Schuld.
Frodo ballte die Hände zu zitternden Fäusten und biss sich auf die Lippen, während die Wut auf seinen Vetter, die er zuvor gespürt hatte, zurückkehrte. Hätte Merry zu ihm gehalten, hätte Saradoc nie erfahren, dass er gelogen hatte und jene Unterhaltung, die ihm nur noch mehr Leid gebracht hatte, wäre niemals geführt worden. Seine Finger gruben sich in seine Handflächen, als sich plötzlich die Tür öffnete und Merry im hellen Licht des Ganges das Zimmer betrat. Sein Vetter bedachte ihn mit einem Blick, den Frodo zornig erwiderte. Er konnte den Schmerz von zuvor in den Augen des Jüngeren erkennen, ebenso wie Wut und Unverständnis. Merry hatte kein Recht, ihn so anzusehen. Er besaß, was Frodo zu schützen gesucht hatte, erhielt Saradocs Stolz ohne darum kämpfen zu müssen.
Frodos Wangen glühten vor Zorn. Seine Atmung stockte. Ruckartig wandte er sich von Merry ab, pustete die Kerze aus und legte sich mit dem Gesicht zur Wand in sein Bett. Mit seinem Vetter wollte er nichts mehr zu tun haben.

Merry schüttelte verständnislos den Kopf, schloss schweigend die Tür hinter sich und zog sich um. Er hatte gehofft, Frodo würde die Wahrheit sagen, wenn er mit Saradoc alleine sprach, doch in den Augen seines Vaters hatte er erkennen können, dass dem nicht so war. Kurzerhand wollte er klären, was Frodo nicht hatte in Ordnung bringen können, doch er hielt sich zurück. Der Zorn und die Enttäuschung in Frodos Augen hatten sich tief in sein Inneres gebohrt. Er hatte ihn betrogen und fühlte sich denkbar schlecht dabei. Dass er nun jedoch mit demselben Blick noch einmal bedacht wurde, hatte er nicht erwartet. Zorn. Enttäuschung. Schmerz! Frodo verstand nichts von Schmerz! Er hatte nicht zusehen müssen, wie sein Vater wohlweislich belogen wurde und das, obwohl der Herr bereits geahnt hatte, was vorgefallen war. Er spürte den Zorn in sich brodeln und wünschte, er hätte gesagt, was er wusste, damit Nelke wieder zu einem lästigen Mädchen wurde mit dem sich gut Streiten ließ und Frodo zur Vernunft kam.
"Du hast nichts gesagt", stellte er fest, weil er fühlte, dass er etwas sagen musste, wenn er nicht wollte, dass seine Wut ihn innerlich zerriss. Den abfälligen Tonfall, der dabei in seiner Stimme lag, konnte er nicht verhindern. Als Frodo nicht antwortete, schüttelte er erneut den Kopf, pustete seine Kerze aus und kroch unter seine Decke. Schlafen konnte er nicht und so begnügte er sich damit, zur Decke zu starren.

Merrys Aussage führte dazu, dass sich alles in ihm zusammenzog. Seine Finger krallten sich in das Kissen. Er konnte das Blut in seinen Ohren rauschen hören. Mit einem Mal war Frodo sich sicher, dass Merry geredet hatte, dass sein Vetter die Anerkennung geerntet hatte, die er schweren Herzens opferte. Er spürte einen Zorn in sich, den er nie zuvor empfunden hatte und versuchte, ihn mit der Enttäuschung über Merrys Handeln zu erdrücken.
"Du hintergehst mich also", stellte er im selben verletzenden Tonfall fest, mit dem Merry ihn zuvor bedacht hatte.
"Du ließest mir keine andere Wahl."
Merrys Antwort kam so rasch und ausdruckslos, dass Frodo nicht länger an sich halten konnte. Mit vor Erbitterung funkelnden Augen setzte er sich auf und rief mit aufgebrachter Stimme: "Du hättest schweigen können!"
"So wie du?!"
Im schwachen Licht, das unter der Tür hereindrang, konnte Frodo kaum erkennen, wie Merry sich aufrichtete, doch er hörte es, ebenso wie er die Klage, die sein Vetter gegen ihn erhob, aus dessen schriller Stimme vernahm.
"Ich hab geschwiegen!" erklärte Merry scharf. "Ich habe zugehört, wie du meine Eltern belogen hast! Ich habe sie ebenfalls belogen, indem ich deine Aussagen nicht richtig stellte! Aber das ist dir wohl vollkommen gleich!"
Merry schnappte nach Luft und ein Zittern lag in seiner Stimme. "Ich habe geschwiegen, bis ich sah, was er mit deinem Rücken gemacht hat."
Frodo wandte den Blick ab. Merrys Worte bohrten sich einem Pfeil gleich in sein Herz, ließen es blutend zurück. Musste sein Vetter nach allem, was er getan hatte, noch mehr Leid über ihn bringen? Sein Körper zitterte vor Anspannung. Entschlossen kniff er die Augen zusammen, ballte, wie schon so häufig an diesem Abend, die Hände zu Fäusten. So würde er nicht mit sich umgehen lassen.
"Dir geht es doch nicht um meinen Rücken", sagte er barsch. "Dir geht es nur um Nelke. Du willst nicht, dass sie meine Freundin ist."

"Weil sie nicht gut für dich ist!"
Merry konnte kaum fassen, dass Frodo das noch immer nicht erkannte. Was musste denn noch geschehen, dass er verstand? Die Starrköpfigkeit, mit der Frodo das Mädchen verteidigte, brachte seinen Zorn nur noch stärker zum Brennen, auch wenn Mutlosigkeit ihn zu übermannen drohte. Was hatte Nelke nur aus seinem Vetter gemacht? Er unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch, Frodo klar zu machen, was vor sich ging.
"Heute wurdest du von ihrem Bruder verprügelt und wer weiß, was morgen kommt? Ihr Vetter und ihr Bruder finden Gefallen daran, dich zu schlagen. Lohnt es sich da wirklich, sie heimlich zu treffen?"
"Sie weiß davon nichts", entgegnete Frodo knapp und kalt, "und sie mag mich."
"Sie mag dich?! Sie hat dich blind werden lassen für das, was wirklich zählt!" schrie er, unfähig, seinen Zorn länger zu kontrollieren. Die Wut brach aus ihm heraus, rann wie heißes Öl über seine Haut. Eine Flamme loderte in seinem Innern, die seinen Körper zum Erzittern brachte. Hätte er annehmen dürfen, dass Frodo zur Vernunft käme, wenn er ihn schlug, hätte er es getan, doch er hatte bereits gesehen, dass Prügel keine Wirkung zeigten. Oh, wie dumm war er gewesen, dass er diese Freundschaft nicht von Anfang an verhindert hatte! Zornig schlug er mit der Faust gegen die Wand, bis der Schmerz ihm die Tränen in die Augen trieb. Er vernahm, wie Frodo aufgeregt seinen Namen rief, doch er war zu wütend, zu verletzt, als dass er hätte aufhören können. Er musste etwas schlagen und da Nelke nicht zur Verfügung stand und er seinem Vetter das nicht antun wollte, prügelte er immer weiter auf die Wand ein, bis seine Hand zurückgehalten wurde.
"Merry?", hörte er die beunruhigte Stimme Frodos. Schnaufend drehte er sich um, blickte in die nun sorgenvollen Augen seines Vetters, was ihn nur noch verzweifelter werden ließ. Was hatte Nelke nur aus ihm gemacht? Er entwand sich Frodos Griff, stieß ihn kraftvoll von sich, ehe er an das Kopfende seines Bettes rutschte, die Knie anzog und sich in seine Decke einwickelte.
"Nichts ist dir mehr wichtig", stellte er traurig fest, "nicht einmal mehr du selbst. Du lässt dich verprügeln und bittest sogar darum, deinen Angreifer nicht zu bestrafen. Ich bin dir nicht mehr wichtig, denn du zwingst mich dazu, meine Familie zu belügen und zum Dank schreist du mich an."
Er spürte, dass noch nicht aller Zorn ihn verlassen hatte und verkrampfte sich, um Schlimmeres zu verhindern, als er schluchzend zu seinem Vetter aufblickte, der auf dem Bettrand saß und ihn schweigend ansah.
"Ich war also nicht da? Ich weiß nicht, wovon ich rede?" Merry schüttelte den Kopf. "Mir scheint, ich weiß weitaus mehr als du. Nelke gibt dir etwas, das ich dir nicht geben kann. Was ist es, Frodo, das du nur mehr mit ihr zusammen sein willst? Ist es nur, weil sie ein Mädchen ist? Seit du mit ihr befreundet bist, habe ich das Gefühl, dass du nicht länger mein Freund sein willst."

Frodo blieb sprachlos zurück, als sich Merry schließlich von ihm abwandte, sich in seinem Bett einem Igel gleich zusammenrollte und die Decke über den Kopf zog. Als leises Schluchzen an sein Ohr drang, war er versucht, tröstend eine Hand auf Merrys Schulter zu legen, ließ es jedoch bleiben. Es hätte nichts gebracht. Verwirrt und mit schwerem Herzen ging er schließlich zurück in sein eigenes Bett, ließ sich wortlos unter seine Decke gleiten. Sein Zorn war mit einem Mal erloschen, ließ ihn nun zitternd zurück. Erst hatten Merrys Worte frische Scheite in das Feuer seines erhitzten Gemüts gelegt und er hatte ihn zurechtweisen wollen, doch dann war Schrecken an Stelle der Verärgerung getreten. Er hatte Merry noch nie so zornig erlebt, ebenso, wie er sich selbst nie zugetraut hätte, so mit seinem Vetter umzugehen. Was hatte er nur getan? Wozu hatte er ihn getrieben?
Noch immer pochte ihm das Herz wild in der Brust. Furcht begann sich in ihm auszubreiten, ließ ihn sich leer und hilflos fühlen. Er kannte jenes Leiden, denn es war schon vor langer Zeit zu einem Teil von ihm geworden. Es war die entsetzliche Angst, verlassen zu werden.
"Seit du mit ihr befreundet bist, habe ich das Gefühl, dass du nicht länger mein Freund sein willst."
Hatte er Merry tatsächlich dieses Gefühl vermittelt? Waren jene verzweifelten Schläge gegen die Wand aus derselben Furcht entstanden, die er nun empfand? Hilflos blickte Frodo zu seinem Vetter, doch dessen Schluchzer waren inzwischen von tiefen, gleichmäßigen Atemzügen abgelöst worden. Schwer schluckend rollte auch er sich in seinem Bett zusammen, umschloss mit der linken Hand den Zipfel der Bettdecke, als könne er ihn vor weiterem Leid schützen. In seinen Gedanken hörte er noch einmal die Worte, die Merry so verzweifelt an ihn gerichtet hatte und sie verunsicherten ihn.
Er hatte Merry verletzt, mehr als jemals zuvor und der heutige Abend war nur der Höhepunkt einer langen Qual gewesen. Als er von seinem Vetter verlangt hatte, für ihn zu lügen, hatte er nicht geahnt, dass er ihm dadurch wehtun würde. Hatte Merry am Ende Recht? Hatte er den Blick für das, was wichtig war, verloren? Es stimmte, Nelke mochte ihn mögen, doch rechtfertigte dies, dass er seinen Vetter zum Lügen anstiftete und ihm das Gefühl gab, nicht länger sein Freund sein zu wollen?
Frodo wusste, dass dies nicht der Fall war und vergrub schuldbewusst den Kopf in seinem Kissen. Was hatte er nur getan? Welch Wahnsinn hatte ihn so handeln lassen, wie er es getan hatte? Weder Saradoc, noch Merry hatten Schuld an dem, was geschehen war. Er hatte sich mit seinem Verhalten, alles, was er gewollt hatte, selbst genommen. Er war zum Lügner geworden. Und was noch viel schlimmer war: er hatte auch Merry zum Lügen angestiftet. Er war zu dem geworden, was Marroc einst aus ihm hatte machen wollen, nur dass es dieses Mal keiner Drohungen bedurft hatte. Es war ihm ganz allein gelungen, den Herrn zu enttäuschen, Merry zu verletzen und sich selbst das Leben zu erschweren. Was war nur aus ihm geworden?
Traurig schloss Frodo die Augen und holte tief Luft. Solch einen Abend wollte er nicht wieder durchleben und er nahm sich fest vor, Saradoc nicht wieder zu belügen, sollte er noch einmal in dieselbe Lage geraten, die ihm heute zum Verhängnis geworden war.





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