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Schicksalsjahre eines Hobbits I - Bockland  by Lily Dragonquill

Author notes:
Ihr merkt bereits, es dauert wieder etwas länger bei den Updates. Leider wird sich daran in der Zukunft auch nichts ändern. Ab Mitte Oktober werde ich studieren. Im Augenblick stecke ich schon in den Vorbereitungen für mein Studium und in zwei Wochen geht es dann richtig los. Ich werde natürlich trotzdem an der Geschichte bleiben und ihr könnt euch bestimmt auf neue Kapitel freuen, allerdings wird es leider wieder etwas länger dauern. Außerdem habe ich kein eigenes Internet mehr, was die Sache zusätzlich erschwert, aber ich werde versuchen, euch so oft wie möglich mit neuen Kapiteln zu versorgen.



~*~*~



Kapitel 53: Errungene Siege



Frodo schlotterte, als er aus dem Wasser trat. Der Nachmittag war schon fast vorüber und bald würden sie alle zurück gerufen werden, damit die Sieger verkündet werden konnten. Ein frischer Windhauch strich über seinen nassen Oberkörper und Frodo konnte spüren, wie er eine Gänsehaut bekam. Er schlang die Arme um die Brust und rieb die Wassertropfen von seinen Armen. Bald nachdem er mit Merry zum Fluss gegangen war, hatten Madoc, Minto und Marmadoc ihnen Gesellschaft geleistet und waren schwimmen gegangen. Frodo war, wie üblich, am Ufer geblieben, doch kaum waren die anderen zurückgekehrt, war das erneute Zusammentreffen in eine wilde Wasserschlacht ausgeartet, die beinahe den ganzen Nachmittag angedauert und alle fünf Hobbits völlig durchnässt zurückgelassen hatte.
"Frodo, komm zurück", jammerte Merry, der im Wasser stand und nicht weniger zitterte, als sein Vetter. Das Wasser tropfte ihm von den braunen Locken und sein Gesicht glänzte im Sonnenlicht. Dort, wo der Wind das Wasser kräuselte, schimmerte der Fluss golden und die Gestalten von Merry, Minto und Madoc hoben sich wie dunkle Schatten davon ab. Marmadoc hatte sich bereits etwas weiter über ihnen ins Gras gelegt und ließ sich von der Sonne trocknen.
Frodo drehte sich zu den anderen um, wobei ihm ein Wassertropfen über Stirn und Nase rann. "Später vielleicht."
Mit raschen Bewegungen rieb er sich noch mehr Wasser von den Armen und fröstelte erneut, da der Luftzug stärker wurde. Er hatte sich abgekühlt, allerdings auf eine andere Weise, als er vermutet hatte, und nun war ihm beinahe zu kalt. Das Wasser alleine war schon kühl genug und der frische Wind tat sein übriges.
Mit raschen Schritten ging Frodo den Hang hinauf, ließ sich neben Marmadoc ins Gras fallen, schob die Hände unter den Nacken und blickte zum Himmel. Es war ein strahlender Tag. Kaum eine Wolke war zu sehen. Die Sonne schien warm auf sein Gesicht und es dauerte nicht lange, da war seine Gänsehaut verschwunden und nur mehr einzelne Wassertropfen glitzerten auf seiner Haut. Einzig seine Hose und seine Haare brauchten länger, um zu trocknen. Frodo schielte einige Male zu Marmadoc, doch sein Vetter hatte die Augen geschlossen, und auch wenn er nicht zu schlafen schien, wollte Frodo ihn nicht stören und schwieg, während er dem Platschen, Plantschen und Lachen der drei Hobbits im Fluss lauschte. Gelegentlich drangen auch Fetzen von lauteren Gesprächen und Gelächter der Feierlichkeiten über ihnen an sein Ohr, doch Frodo achtete nicht darauf, bis ein Schrei erklang.
Überrascht hob er den Kopf und wandte sich um. Auch Marmadoc war aus seinen Tagträumen erwacht und blickte verwundert den Hang hinauf. Nelke und Rubinie kamen auf sie zugestolpert. Hinter den Mädchen, am oberen Ende des Hanges, tauchte Reginard auf, der ihnen hinterher rief, sie sollten sich gefälligst aus Angelegenheiten heraushalten, die sie nichts angingen. Nelke streckte ihrem Bruder die Zunge raus, doch dieser hatte ihnen bereits den Rücken zugekehrt und ging davon.
Frodo runzelte die Stirn und beobachtete das Mädchen, als es neben ihm zum Stehen kam, aber noch immer den Hang hinauf schielte, als fürchte es, Reginard könne zurückkehren. Nelke atmete erleichtert auf und schloss einen Augenblick die Augen, während Rubinie neben ihr dasselbe tat. Marmadoc schüttelte den Kopf, legte sich wieder hin und schloss ebenfalls die Augen, um erneut in seinen Tagträumen zu versinken. Frodo aber lehnte sich auf seine Ellbogen und grinste von einem Ohr zum anderen.
"Unsere Abmachung ist nichtig, nicht wahr?", fragte er gelassen, woraufhin Nelke ihn verwirrt ansah. Er grinste noch breiter.
"Natürlich ist sie das", ließ sie ihn wissen. "Die Spiele sind vorüber und ich muss mich nicht länger mit dir beschäftigen. Das wäre ja noch schöner!"
Frodo schaute verletzt drein, doch kehrte das freche Grinsen rasch auf sein Gesicht zurück, während er sich aus dem Gras erhob. Der Wind spielte mit seinem Haar, als er an Nelke herantrat. "Das ist sehr gut", meinte er trocken, "dann kann ich also tun, wonach mir der Sinn steht, nach diesem anstrengenden Nachmittag mit dir."
Nelke runzelte die Stirn und wandte sich zu ihm um, als Frodo hinter sie trat. "Fragt sich nur, für wen er anstrengender war. So tölpelhaft, wie du dich benommen hast, könnte man meinen…"
Der Rest ging in einem erschrockenen Schrei unter. Frodo hatte sich erneut hinter sie gestellt und nach ihren Armen gegriffen, die er Nelke vor ihrem Körper überkreuzte, ehe er sie langsam, aber bestimmt in Richtung Fluss schob.
Rubinie wollte ihrer Freundin natürlich verteidigen, doch Frodo stieß sie mit der Schulter weg. Als sie einen zweiten Versuch starten wollte, wurde sie von Minto und Madoc aufgehalten, die ihrerseits Frodo zu Hilfe geeilt waren, als sie erkannt hatten, dass sich die Mädchen in ihr kleines Reich vorgewagt hatten. Rubinie schrie überrascht auf und schlug um sich, war jedoch unfähig, sich zu befreien. Nelke versuchte gar nicht erst, sich aus Frodos Griff zu winden. Es wäre ihr nicht gelungen.
"Was immer du vor hast, lass es", warnte sie, als sie in Frodos noch immer grinsendes Gesicht blickte, woraufhin dieser nur noch breiter lächelte und nickte. Ein Leuchten war in Frodos Augen getreten und dieses Glimmen verriet Nelke, dass sein Nicken keineswegs ernst gemeint war. Sie hatten inzwischen das Flussufer erreicht und das Gras unter ihren Füßen gab ein wenig nach und ließ ein sumpfiges Geräusch vernehmen, denn es war im Laufe der Wasserschlacht überschwemmt worden. Frodo blieb stehen, strahlte immer noch von einem Ohr zum anderen und wartete darauf, dass Minto und Madoc, die selbst vor Nässe trieften, Rubinie neben Nelke aufstellten.
"Und was jetzt?", wollte diese wissen, zog fragend eine Augenbraue hoch und drehte sich zu Frodo um.
Dieser kicherte und zwinkerte ihr schadenfroh zu. "Merry, tu deine Pflicht", sagte er dann ruhig und wandte den Blick seinem Vetter zu, der mit einem ebenso breiten Grinsen im Wasser saß und scheinbar nur auf sein Zeichen gewartet zu haben schien.
Merry nickte ihm höflich zu. "Wie Ihr wünscht, werter Vetter!"
Dann fuhr er mit einer raschen Handbewegung über die Wasseroberfläche, woraufhin Wasserfontänen in alle Richtung spritzten und in bunten Farben glitzerten. Rubinie und Nelke schrieen auf und wandten die Köpfe zur Seite. Merry wiederholte den Vorgang und kurz darauf standen Nelke und ihre Freundin tropfnass am Flussufer. Frodo selbst war nur von einigen Wasserspritzern an Armen und Füßen erwischt worden, denn er hatte sich so gut es ging hinter Nelke und ihrem Kleid versteckt, um nicht selbst dem Wasser zum Opfer zu fallen, nachdem er erst mühevoll getrocknet war. Mit einem erfreuten Lachen gab er Nelke aus seinem Griff frei und spurtete den Hang hinauf, ehe sich das wutentbrannte Mädchen auf ihn stürzen konnte.
"Frodo Beutlin! Das wirst du mir büßen!" rief sie aufgebracht und setzte ihm hinterher.
Madoc und Minto lachten, waren dabei einen Augenblick lang unvorsichtig, sodass Rubinie entkommen konnte. Diese sprang wutentbrannt ins Wasser, stürzte sich auf Merry und tauchte ihn unter.


~*~*~



Als sich Frodo und die anderen Kinder wieder unter dem Stamm versammelt hatten, an dessen Spitze ein Blumenkranz hing, der mit Bändern bestückt war - dem Bänderbaum, wie Frodo ihn für sich nannte - hing der Duft eines gegrillten Schweins in der Luft. Bald war es Zeit für das Abendessen, und das Schwein, welches dafür vorgesehen war, wurde bereits seit Stunden über dem Feuer gebraten. Rosamunde und ihr Gatte Willibert hatten die Hauptverantwortung dafür übernommen und Frodo konnte beobachten, wie die beiden immer wieder zum Feuer schielten und sich darin abwechselten, den Spieß zu drehen.
Die meisten der anwesenden Hobbits hatten sich ebenfalls um den Bänderbaum versammelt, da sie dabei sein wollten, wenn Saradoc die Sieger kürte. Es war ein besonderes Ereignis für jedes Kind und jeder wollte mindestens einmal in seinem Leben zum Spielkönig am Mittjahrstag gekrönt werden. Für Frodo war dieser Wunsch bisher nie in Erfüllung gegangen. Er machte sich auch dieses Mal keine großen Hoffnungen, auch wenn der Nachmittag gar nicht so schlecht begonnen hatte. Seine Augen suchten unwillkürlich nach Nelke, die ihm gegenüber stand und damit beschäftigt war, ihm böse Blicke zuzuwerfen. Ihr Kleid war noch nicht vollständig getrocknet und ihre braunen Haare waren zerzaust, denn als sie Frodo schließlich erwischt hatte, waren sie gemeinsam den Hang hinunter gepurzelt und erneut von Merry, Madoc und Minto nass gespritzt worden. Frodo grinste sie unschuldig an, woraufhin Nelke ihm die Zunge herausstreckte.
Merry hatte ihn beobachtet und kicherte. "Denkst du, wir könnten später auch Linda zum Fluss hinunter bringen und dort nass spritzen? Ich glaube, nach diesem Nachmittag würde mir das die nötige Genugtuung verschaffen."
"Du kannst es versuchen", meinte Frodo, hatte allerdings wenig Hoffnung von dem Mädchen zum Fluss begleitet zu werden. "Sollte es dir gelingen, werde ich dir auf alle Fälle behilflich sein."
Saradoc war es, der ihr Gespräch unterbrach und sie aufblicken ließ. Der Herr von Bockland hatte sich mit seiner Gattin in der Mitte des Kreises, den die Kinder und Zuschauer bildeten, aufgestellt, und berichtete nun vom Verlauf der Spiele.
"Der Sieg fiel dieses Jahr ausgesprochen knapp aus", erklärte er und blickte mit einem Grinsen in die gespannten Kindergesichter. "Unsere Nachbarn aus Bockenburg, Mungo und Laura, haben nur um einen Punkt den ersten Platz verfehlt."
Das Leuchten, das Saradocs Worte auf die Gesichter von Laura und Mungo gezaubert hatte, erlosch ebenso schnell, wie es gekommen war.
Frodo wurde aufgeregt. So gering seine Hoffnungen auch waren, konnte er es nicht erwarten, zu erfahren, wer nun den Sieg errungen hatte. Merry und vielen anderen schien es ebenso zu ergehen, denn keiner sprach mehr ein Wort. Wie gebannt hingen die Hobbits an Saradocs Lippen und warteten darauf, dass dieser das Ergebnis verkündete.
"Auch dieses Jahr bleiben die Siegerkronen im Brandyschloss", fuhr er fort.
Frodo erinnerte sich daran, wie Marmadoc und Madoc im vergangenen Jahr den Kranz aus Margeriten aufgesetzt bekamen und fragte sich, ob auch dieses Jahr einer der beiden gewonnen hatte. Er schielte zu den Jungen hinüber. Die Augen der beiden Hobbits leuchteten hoffnungsvoll und Frodo wusste, dass ihnen dasselbe durch die Köpfe ging.
"Ich möchte Nelke und Frodo zu mir bitten, damit ich ihnen die Blumenkränze aufsetzen kann", beendete Saradoc seine Rede und blickte zuerst zu Nelke, dann zu Frodo.
Frodo stockte der Atem und für einen Augenblick setzte sein Herzschlag aus. Hatte er sich auch wirklich nicht verhört? Er blieb wie versteinert stehen, hörte nur gedämpft, wie Merry ihm gratulierte, ehe Esmeralda ihn in die Mitte des Kreises zog.
"Ich gratuliere", sagte sie mit einem Lächeln und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter.
Frodo wandte sich zu ihr um und bemerkte erst jetzt, dass ein überbreites Grinsen sein Gesicht zierte, das nicht wieder verschwinden wollte. Jeglichen Ärger vergessend, fiel Nelke ihm jubelnd um den Hals. Frodo teilte ihre Freude und strahlte über das ganze Gesicht, ehe ihm überhaupt bewusst wurde, was geschehen war.
Die anwesenden Hobbits klatschten lauten Beifall, während Saradoc ihnen die Blumenkränze aus Margeriten aufsetzte und sie zu ihrem Sieg beglückwünschte. Auch der Herr von Bockland strahlte von einem Ohr zum anderen, doch Frodo bemerkte es kaum. Er war zu sehr damit beschäftigt, seinen Blick über die klatschenden Zuschauer schweifen zu lassen. Er hatte es tatsächlich geschafft, Spielkönig am Mittjahrstag zu werden. Sein Herz jubelte vor Freude, als Nelke plötzlich seine Hand ergriff und sie in die Höhe streckte, um ihrem Triumph Ausdruck zu verleihen. Ein weiteres Mal ließ Frodo seinen Blick über die Menge schweifen und plötzlich wünschte er sich nichts mehr, als dass seine Eltern ihn nun sehen könnten. Was würde er dafür geben, wenn sie nun bei ihm wären, um seinen Sieg mitzuerleben. Und wenn nicht seine Eltern, dann wenigstens seine Großmutter. Sie sollte bei seinem Großvater stehen, der zwar jubelte und lachte, doch ohne jegliche Freude in seinem Blick zu zeigen, und dafür sorgen, dass das Lachen des alten Hobbits auch seine Augen erreichte.
Während Frodo seinen Großvater beobachtete, wurde sein Herz plötzlich schwer und das fröhliche Grinsen verschwand aus seinem Gesicht. Er hätte die Hand sinken lassen, hätte Nelke sie nicht noch festgehalten. Wie konnte er seinen Sieg genießen, wenn drei der wichtigsten Menschen in seinem Leben nicht hier waren, um mit ihm zu feiern? Was bedeutete ein Sieg im Vergleich zum Leben seiner Eltern, seiner Großmutter? Unwillkürlich suchten seine Augen nach jenen, die ihm am liebsten waren, doch stattdessen fanden sie Marroc. Der ältere Hobbit applaudierte nicht, sondern bedachte ihn mit einem kalten, abschätzigen Blick, der Frodo einen Schauer über den Rücken jagte und ihn hätte zurückweichen lassen, wären nicht so viele andere um sie herum gestanden. Rasch wandte er den Blick von seinem Peiniger ab, wobei seine Augen auf Merimas fielen, der klatschend und jubelnd vor seiner Mutter und seiner Schwester stand. Das Lächeln kehrte auf Frodos Gesicht zurück und er zwinkerte dem Kind zu. Auch wenn die, die ihm am wichtigsten waren, nicht hier sein konnten, gab es doch andere, die den Augenblick mit ihm teilten und genossen.
Überrascht wandte sich Frodo um, als Rosamunde ihn anrempelte. Sie entschuldigte sich rasch, ehe sie an Saradoc herantrat, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern. Frodo runzelte die Stirn und sah den Herrn von Bockland fragend an. Saradoc lächelte ihm zu, hob dann die Hand um dem fortwährenden Applaus Einhalt zu gebieten und verkündete, dass das Abendessen nun bereit stünde, woraufhin sich die Menge rasch verstreute und sich jeder einen Platz auf den aufgestellten Bänken suchte.

Frodo machte es sich mit Merry neben dessen Eltern gemütlich und langte kräftig zu. Merimas saß, unweit von ihm entfernt, mit seiner Familie ebenfalls an ihrem Tisch und Frodo konnte es nicht lassen, mit dem Kind herumzualbern, indem er Grimassen schnitt und mit seinem Essen spielte, bis Saradoc ihn ermahnte, damit aufzuhören, das Kind auf dumme Ideen zu bringen. Mit einer unschuldigen Miene machte Frodo sich daran, ein Stück Fleisch abzuschneiden, wobei er Merry, der verzweifelt versuchte, nicht zu lachen, einen verstohlenen Blick zuwarf und in sich hinein grinste.

Das Bier floss in Strömen, als der Abend dahin zog und die Sonne langsam unterging, wobei sich ihr rotes Licht auf dem Brandywein spiegelte. Die Gespräche, die während dem Essen zurückgegangen waren, entflammten von neuem und an allen Ecken und Enden konnte man die Hobbits lachen und reden hören. Frodo war mit Merry zum Feuer gegangen, hatte sich dort ins Gras gesetzt und spielte mit dem Blumenkranz in seinem Haar. Das Feuer warf dunkle Schatten auf sein Gesicht, während die Sonne sich immer tiefer senkte und das Land der Nacht übergab. Kleine Rauchwölkchen stiegen vom Feuer auf und ließen die Umgebung seltsam flimmern.
"Ich beneide dich darum", sagte Merry plötzlich mit einem Seufzen und ließ seine Finger über den Blumenkranz in Frodos Haar gleiten. Die weißen Blüten schienen förmlich zwischen den dunklen Locken herauszuleuchten.
Frodo lächelte. "Du wirst es auch noch schaffen, Merry, keine Sorge. Vielleicht schon nächstes Jahr."
"Wie denn?", klagte Merry und blickte missmutig ins Feuer. "Wenn ich wieder so eine dumme Partnerin bekomme, wie Linda, werde ich niemals Spielkönig."
"Du willst damit hoffentlich nicht sagen, dass Nelke eine bessere Partnerin ist?", fragte Frodo und zog eine Augenbraue hoch.
"Natürlich!" meinte Merry. "Sie bemüht sich immerhin, was man von Linda nicht behaupten kann."
"Ich bin sicher, Linda hat sich auch bemüht", erklärte er aufmunternd und ließ seinen Blick wieder zu den Flammen wandern. "Außerdem kann es nicht halb so anstrengend sein, den Nachmittag mit Linda zu verbringen, als sich mit Nelke abgeben zu müssen."
Er verdrehte die Augen und seufzte gequält, als ihm plötzlich jemand mit der flachen Hand auf den Hinterkopf schlug. Überrascht wandte Frodo sich um, bereit, seinen Angreifer zurechtzuweisen. Er wusste, dass es keineswegs Marroc sein konnte, der ihn geschlagen hatte. An einem Platz wie diesem würde der Hobbit es nicht wagen, ihm zu nahe zu kommen. Dennoch war er überrascht, als Nelke sich neben ihn setzte und ihm erklärte, dass sie seine frechen Kommentare ausnahmsweise erlauben würde, aber nur, weil sie dank seiner Unterstützung die Blumenkrone tragen durfte.
"Das stimmt", neckte Frodo zustimmend, "ohne mich wärest du nie soweit gekommen."
Er grinste frech, hielt sich aber rasch die Hände vors Gesicht, um nicht erneut geschlagen zu werden.
Merry kicherte und erntete dafür die neckische Ohrfeige, die für Frodo bestimmt war, was ihn sogleich verstummen ließ.
Er lehnte sich zu seinem Vetter und murmelte kaum hörbar: "Du hast Recht, Nelke ist schlimmer."
Frodo kicherte und nickte, setzte aber rasch einen unschuldigen Gesichtsausdruck auf, als Nelke ihm einen strengen Blick zuwarf.

Saradoc lehnte am Bänderbaum und beobachtete die jungen Hobbits am Feuer. Die Sonne war inzwischen untergegangen und die Gesichter der Kinder wurden nur vom Licht der züngelnden Flammen erhellt und dennoch war Saradoc sicher, glückliche Gesichter mit leuchtenden Augen zu sehen. Vor allem das Lachen in Frodos Gesicht erfreute ihn. Nach Mirabellas Tod hatte er sich große Sorgen um den Jungen gemacht und war erleichtert gewesen, als Bilbo ihm am Abend nach der Beerdigung berichtet hatte, dass es Frodo besser ginge.
Abende danach war er in Frodos Zimmer gegangen, doch der Junge wollte nicht mit ihm darüber sprechen. Auch Bilbo hatte wenig gesagt, denn auch ihm hatte Frodo sich nicht anvertraut. Alles, was er wusste, war, dass Frodo kurz vor ihrem Tod bei Mirabella gewesen war und mit ihr über Dinge gesprochen hatte, die er keinem anderen anvertrauen wollte. Selbst Bilbo hatte er darüber im Dunkeln gelassen und nichtsdestotrotz war es dem alten Hobbit gelungen, Frodo aus seinem Zimmer herauszulocken und dafür zu sorgen, dass er sich nicht länger verkroch. Zumindest nicht mehr, als es für Frodo üblich war.
Ein Lächeln huschte über Saradocs Lippen, als er Frodo herumalbern sah und ein übermütiges Glitzern in seinen Augen erkannte.
Bilbo hatte gesagt, er mache sich Sorgen um Frodo, meinte, es gingen Dinge in dem Jungen vor, die es zu erfahren galt, wichtige Dinge, die Frodo vor ihren Augen zerstören würden, wenn sie sich nicht darum kümmerten. Doch wenn er sich Frodo nun ansah, glaubte er nicht, dass er sich große Sorgen zu machen brauchte.
Frodo war zwar verschlossener als andere, aber das war er schon immer gewesen. Oder konnte er sich nur nicht daran erinnern, wie Frodo früher gewesen war und hatte sich nur mit einer Veränderung abgefunden, die er noch nicht einmal richtig bemerkt hatte?
Esmeralda trat an ihn heran und reichte ihm einen Krug Bier. Ihr helles Haar schimmerte golden im Licht des Feuers und der Sterne, als Saradoc einen Arm um ihre Hüften legte.
"Es tut gut, sie so glücklich zu sehen", sagte sie und lehnte ihren Kopf an seine Schulter wobei ihre Augen auf den Kindern ruhten.
Saradoc nickte schweigend und nahm einen Schluck seines Bieres, als ein kühler Windhauch über die Wiese wehte. Ja, es tat gut, sie glücklich zu sehen und er konnte nur hoffen, dass Merry und Frodo noch lange so fröhlich würden bleiben können.





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