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Kapitel 45: Schuld…
"Auf diesen Augenblick habe ich schon lange gewartet." Frodo fühlte sich wie erstarrt, als er Marrocs Bewegungen mit seinen Augen folgte. Sein Herz pochte, als wolle es ihm aus der Brust springen und Marrocs Worte lösten ein grausames Gefühl der Angst bei ihm aus. Die kalten Finger der Furcht waren in ihn eingedrungen, schienen ihn erdrücken zu wollen, doch noch kämpfte Frodo gegen das Gefühl an, wollte sich nicht davon überwältigen lassen. Marroc grinste hämisch. Er konnte die Panik in Frodos Augen sehen, doch war es nicht nur Furcht, was er dort sah und das galt es, zu ändern. Frodo funkelte ihn wütend an. Niemals wieder, würde Marroc Hand an das Bild legen können. Es war sein Bild und niemand, niemand durfte es ihm wegnehmen. Marroc war einmal zu weit gegangen und Frodo würde nicht zulassen, dass er das noch einmal tat. Er trat einen Schritt zur Seite, um wieder auf selber Höhe mit dem Eimer mit den Fischen zu sein. Er wollte so schnell es ging nach Hause und nach seinem Bild sehen. Es durfte nicht bereits zu spät sein. Marroc grinste ein Grinsen aus Bosheit, grimmiger Freude und Wut, denn statt überhand zu gewinnen, war die Angst in Frodos Blick zurückgewichen und hatte einem Funkeln Platz gemacht. Demselben gefährlichen Funkeln, das auch an jenem Abend in seinen Augen geflackert hatte, als er es gewagt hatte, sich ihm entgegen zu stellen. Er durfte nicht zulassen, dass sich dieses Funkeln weiter ausbreitete. Das war zuviel für Frodo. Er konnte es nicht länger ertragen, dieses Grinsen, die Drohungen und die Verächtlichkeit, mit der Marroc von seinen geliebten Eltern sprach. Marroc hatte seine Grenzen überschritten und ehe Frodo wusste, was er tat, hatte er sich mit einem Schrei auf seinen Peiniger gestürzt und ihn zu Boden geworfen. Tränen der Wut brannten in seinen Augen und ließen sie gefährlich glitzern. Marroc starrte erstaunt in sein Gesicht, die Augen geweitet vor Schreck und Überraschung. Marroc keuchte, drehte und wand sich verzweifelt unter dem klammernden Griff Frodos. Niemals hätte er ihm diese Tat zugetraut, doch es dauerte nicht lange, bis er die Kontrolle zurück erlangte. Frodo mochte zwar für einen Augenblick Kraft aus seiner eigenen Wut geschöpft haben, doch diese Kraft ließ bereits nach, nicht zuletzt, weil Frodo sich plötzlich bewusst wurde, was er tat. Ein kräftiger Stoß von Marroc genügte, um das Blatt zu wenden. Nun war es Frodo, der nach Luft schnappte, als er kraftvoll von Marroc zu Boden gedrückt wurde. Marroc sog scharf die Luft ein und stieß Frodo, mit einem kräftigen Tritt in den Bauch, von sich, woraufhin dieser zurücktaumelte und neben dem Dornbusch ins Gras fiel. Frodo zitterte, hielt sich keuchend den Bauch und wäre am liebsten auf der Stelle davon gerannt. Seine Wange pochte schmerzvoll und aus einem Kratzer am Unterarm tropfte Blut. Er wusste, dass es ein Fehler gewesen war, noch ehe sich Marroc gewehrt hatte, doch wusste er genauso gut, dass er jetzt nicht aufhören konnte, denn Marroc rappelte sich mit einem schmerzverzerrten Gesicht wieder auf. Würde er sich jetzt umwenden und dem Kampf aus dem Weg gehen, würde Marroc ihn grün und blau prügeln. Andererseits würde er auch verprügelt werden, wenn er blieb und weitermachte, denn er wusste, dass er Marroc unterlegen war. Marroc taumelte, als Frodo sich erneut auf ihn warf, ging aber bereits zum Angriff über, noch ehe Frodo zu einem zweiten Schlag hatte ausholen können. Mit einer schnellen Bewegung nahm er beide von Frodos Händen in seine linke, während seine rechte ihm grob die Schulter zusammendrückte. Schmerzvoll verzog Frodo das Gesicht, war jedoch darum bemüht, seine Hände zu befreien, wollte durch Tritte versuchen, sich aus Marrocs Griff zu winden. Entsetzt schloss Frodo die Augen, als ihm Marroc einen Tritt versetzte und ihn mit dem Kopf voran in das dornige Gestrüpp stieß. Erbarmungslos zerkratzten die Dornen seine Arme und sein Gesicht, einer davon gefährlich nahe an seinem rechten Auge. Frodo war nicht mehr in der Lage, den leisen, schmerzerfüllten Schrei, der sich in seiner Kehle formte, zu unterdrücken. Er war unfähig, sich zu bewegen, als Marroc ihm sein Knie in den Rücken rammte und ihm die Luft in den Lungen raubte. Verräterisch suchten und fanden die Dornen ihren Weg durch Frodos Hemd, schoben den Stoff zur Seite oder durchdrangen ihn mit ihren spitzen Zähnen, um sich anschließend an Frodos erhitzter, schweißnasser Haut gütlich zu tun. Der junge Hobbit hielt die Luft an, versuchte verzweifelt, sich nicht zu rühren, denn mit jeder Bewegung gruben sich die spitzen Dornen tiefer in sein Fleisch. Er hatte die Augen geschlossen, doch er wusste, dass Marroc dasselbe höhnische Grinsen im Gesicht hatte, das ihn auf Schritt und Tritt zu begleiten schien, als er sich erst vorsichtig und dann mit all seinem Gewicht auf Frodos Rücken niederließ, wohl wissend, dass er ihn dadurch noch mehr verletzte. Erneut schrie Frodo auf, spielte bereits mit dem Gedanken Marroc zu bitten, ihn gehen zu lassen, doch wollte er ihm diese Genugtuung nicht gönnen. Das warme Blut ließ dunkle, rote Flecken auf seinem Hemd sichtbar werden. Frodo biss die Zähne zusammen. Es brannte und kratzte nun an seinem ganzen Körper und er glaubte, sein Arm würde jeden Augenblick brechen, denn Marroc hatte ihn noch nicht losgelassen. Inzwischen hatte er das Gefühl, als würde Marroc mit jedem Moment der verging, schwerer werden und die Dornen tiefer in sein Fleisch treiben. Als Frodo schon glaube, es nicht mehr länger aushalten zu können, verschwand das Gewicht und Marroc ließ von ihm ab, um sich neben dem Gestrüpp schnaufend ins Gras fallen zu lassen. Vorsichtig kroch Frodo aus den Dornen hervor, nicht ohne sich dabei noch weitere Kratzer zuzuziehen. Tränen des Schmerzes hatten sich in seinen Augen gesammelt, doch fanden sie den Weg über seine Wangen nicht. Zitternd streckte er den schmerzenden rechten Arm aus und schüttelte ihn leicht. Er keuchte, zog immer wieder scharf die Luft ein, während er sich anschließend mit der flachen Hand vorsichtig vom Hals bis unter seinen Bauchnabel strich. Die Berührung schmerzte und wo immer die Hand ruhte, färbte sich sein Hemd rot. Auch seine Arme waren vollkommen zerkratzt und blutig und Frodo wollte gar nicht erst wissen, wie sein Gesicht aussah. Er zitterte nun noch mehr als zuvor, war sein Körper nun nicht nur von Angst, sondern auch von Schmerz geschüttelt. Frodos Hände krallten sich im Gras fest, als er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Marroc hinüber sah. Dieser keuchte zwar und schien ebenfalls nicht schmerzfrei zu sein, doch lachte er boshaft. Marroc hasste dieses Funkeln. Seit er es an jenem Abend, an dem Frodo die Annahme des Bilderrahmes verweigert hatte, zum ersten Mal gesehen hatte, erfüllte es ihn mit unbändiger Wut. Er konnte diesen Blick nicht ertragen und hätte alles dafür getan, ihn nicht noch einmal sehen zu müssen. Ehe Frodo wusste, wie ihm geschah, war Marroc aufgesprungen, hatte ihn grob an den Schultern gepackt und ihn in den Busch gestoßen. Frodo schrie auf, als sich die Dornen nun auch in die Haut an seinem Rücken bohrten. Erbarmungslos stießen sie zu, tranken gierig das Blut, das aus seinen Kratzern floss. Alles ging viel zu schnell, als dass Frodo hätte reagieren können. Blinder Zorn flackerte in Marrocs Augen, während er auf Frodo einprügelte und ihn dabei immer tiefer in das Gestrüpp stieß. Es machte ihm nichts aus, dass er sich ab und an selbst die Haut an den Dornen aufriss, er hatte nur eines im Sinn: das gefährliche Funkeln in den großen, unschuldigen, blauen Augen auszulöschen.
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"Frodo!" Merry stürmte den Hang hinab, als er Marroc am Flussufer auf jemanden einprügeln sah. Er musste seinen Vetter nicht sehen, um zu wissen, dass er Marrocs Opfer war, denn der Eimer mit den Fischen stand noch immer im Gras und wartete darauf, nach Hause gebracht zu werden. Er war eigentlich nur zurückgekommen, weil er die Rucksäcke hatte im Boot liegen lassen und sie nun holen wollte, doch was er nun sah, raubte ihm den Atem. Schnell rannten sie den Hang hinunter, riefen immer wieder nach Frodo und Marroc, bis dieser schließlich von seinem Opfer abließ. Er schien selbst überrascht über seine Tat zu sein, als er sich ins Gras fallen ließ und mit erstaunten Augen auf Frodo blickte, der die Hände noch immer schützend erhoben hatte und ihn anflehte aufzuhören. Tränen traten in Merrys Augen, als er das Gestrüpp endlich erreichte und stolpernd davor zum Stehen kam. Zögernd öffnete Frodo die Augen, schielte ängstlich zu Marroc hinüber und kroch dann vorsichtig aus dem dornigen Gestrüpp hervor. Blut troff aus seiner Nase, das er mit dem Handrücken wegwischte und die Tränen, die zuvor seine Augen nicht verlassen wollten, rannen nun ungehindert über seine Wangen. Seine zerkratzte, rechte Wange brannte, als die salzige Flüssigkeit darüber floss.
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Ein Blitz zuckte am Himmel, dicht gefolgt von einem grollenden Donner. Die ersten Regentropfen fielen auf ihn herab, als Frodo mit raschen Schritten nach Hause stapfte. Er zitterte am ganzen Körper, unfähig zu verstehen. Wie hatte er sich nur mit Marroc prügeln können? Wie hatte er auch nur einen Augenblick glauben können, in der Lage zu sein, ihn zu besiegen? Schmerz durchzuckte ihn, wie der Blitz die grauen Wolken. Frodo nickte schwach, als er taumelnd aufstand. Sein Hemd war ihm auf einer Seite aus der Hose gerutscht, doch kümmerte er sich nicht weiter darum. Um sich wieder ordentlich anzuziehen, hätte er seinen Oberkörper berühren müssen und das wollte er im Augenblick vermeiden. Seine Haare waren zerzaust und einige Dornen und kurze Zweige hatten sich in den dunklen Locken verfangen. Mit gerunzelter Stirn lief Merry neben seinem Vetter her. Er war blass geworden vor Schreck und Sorge um Frodo und war unfähig, seine Augen von den blutigen Stellen auf dessen Hemd abzuwenden.
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"Das hat er wirklich gesagt?", meint Esmeralda lachend und ließ Adamanta, mit der sie sich angeregt unterhielt, den Vortritt in das Wohnzimmer. Esmeralda hatte kurz zur Eingangstür hinübergeschielt, als diese knarrend geöffnet worden war. Erschrocken schnappte sie nach Luft, fühlte sich einen Augenblick wie gelähmt. Das Lachen auf ihrem Gesicht war purem Entsetzen gewichen, als sie zur Tür stürmte um Frodo und Merry zu empfangen. Ihr Sohn war blass, doch was sie erschreckte, war Frodos Anblick. Der junge Hobbit hatte das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse verzogen, die Augen starr zu Boden gerichtet, während blutige Kratzer seinen Körper von der rechten Schläfe bis zu den Füßen verunstalteten.
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