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Schicksalsjahre eines Hobbits I - Bockland  by Lily Dragonquill

Kapitel 38: Vom Beeren naschen und Schweine hüten



Frodo saß im saftig grünen Gras, den Kopf an den unteren von zwei Balken gelehnt, welche als Zaun für die Schweine dienten, und kaute an einem Grashalm. Ein sanfter Wind wehte ihm ins Gesicht und für einen Augenblick schloss er die Augen.
Verschreckt wandte er sich um, als ihn ein Fuß am Ohr streifte. Er erblickte Merry, der mit einem verschmitzen Grinsen neben ihm auf dem Zaun saß und die Füße baumeln ließ.
"Träumst du schon wieder?"

Frodo schüttelte lächelnd den Kopf und lehnte sich wieder zurück. Der Wind rauschte in den Blättern der Bäume. Der Frühling hatte nicht lange auf sich warten lassen, nachdem sich die beiden Hobbits schließlich doch noch dazu entschieden hatten, sich um das vermeintliche Mauseloch zu kümmern. Frodo hatte es sich allerdings nicht nehmen lassen, Merry weiterhin mit seiner Geschichte von einem Drachen zu verunsichern, auch wenn Saradoc diesem Abenteuer seinen Reiz größtenteils geraubt hatte. Kaum waren die Tage wieder wärmer geworden, waren die beiden jungen Hobbits nur mehr selten in der Höhle angetroffen worden. Meist fand man sie unter der großen Eiche oder in den Ställen und Weiden nicht weit vom Brandyschloss, wo sie die Tiere hüteten. So war es auch an diesem Sommertag. Noch vor Sonnenaufgang hatten sich die beiden mit einer Herde von Schweinen und Rucksäcken voller Proviant nach Süden aufgemacht.

Merry sprang vom Zaun, griff nach einem Stock und vertrieb damit einige Schweine, die gefährlich nah an ihre Rucksäcke gekommen waren.
"Und du träumst doch!" gab er zu bedenken, als er seine Tasche nach einem Stück Brot und Käse durchsuchte.
Frodo glaubte ein verschmitztes Grinsen aus Merrys Stimme herauszuhören, wandte sich um und blinzelte kurz, während er mit der Zunge den Grashalm in seinem Mund herum drehte. Ein neugieriges Grunzen dicht an seinem Ohr ließ ihn zusammenzucken. Eines der zuvor von Merry vertriebenen Schweine, schnüffelte neugierig an seinem Hemdkragen und schnappte schließlich danach.
"Was fällt dir ein!" rief Frodo aufgebracht und stieß den Kopf des Tieres von sich weg.
Merry kicherte in sich hinein, während sein Vetter das Schwein durch diverse Ausrufe und in die Hände klatschen vertrieb. Er räusperte sich, um sich nicht zu verschlucken, als Frodo mit einem missmutigen Ausdruck und einem wissenden Blick an ihn herantrat. Bemüht um eine möglichst unschuldige Miene biss Merry in sein Brot und begutachtete die Tiere.
"Du mieser, kleiner…"
Weiter kam Frodo nicht, denn Merry brach, wider seiner Vorsätze, in schallendes Gelächter aus.
"Na warte…!" rief Frodo und setzte Merry hinterher, der mit einem Satz davongeeilt war.

Die Schweine stoben quiekend auseinander, als die beiden Hobbits mitten durch die Herde stürmten. Frodo stürzte sich von hinten auf Merry und warf ihn zu Boden.
"Dieser Gesichtsausdruck!" brüllte Merry lachend und verschluckte sich beinahe.
Frodo sah ihn empört an und verzog das Gesicht.
"Weißt du, wie abscheulich es ist, wenn dir ein Schein seine nasse, dreckige Nase an den Hals hält?" Er erschauderte, was seinen Worten noch mehr Ausdruck verlieh. "Du hättest ruhig etwas sagen können."
Merry grinste und rappelte sich wieder auf, als Frodo von ihm abgelassen hatte. "Ich wollte nur testen, ob du träumst."
"Ich habe nicht geträumt!"
"Natürlich nicht", kicherte Merry und nahm einen Bissen von dem Käse, den er noch immer in der Hand hielt.
Frodo schüttelte den Kopf, machte eine abwinkende Geste und eilte zurück zum Zaun, wo er sich seinen wohlverdienten Elf-Uhr-Imbiss aus dem Rucksack kramte.



~*~*~



Die letzten Strahlen der Sonne erleuchteten ihren Weg, als die Hobbits über die Felder stapften. Beide waren mit einem Stock bewaffnet und bemüht, die Schweine zusammenzuhalten, was ihnen keine großen Schwierigkeiten bereitete.

Frodo seufzte erleichtert, als er das Stalltor hinter dem letzten Ferkel geschlossen hatte. Merry stützte sich schwer auf seine Stock und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
"So geht ein langer, harter Arbeitstag zu Ende", verkündete er.
Frodo zog eine Augenbraue hoch. "Du willst mir doch nicht etwa sagen, dass du das, was du den ganzen Tag machst, als Arbeit bezeichnest? Das sieht für mich viel mehr nach faulem Herumliegen aus."
Merry sah ihn mit einem überraschten Ausdruck an und schüttelte den Kopf. "Mein lieber Vetter! Wenn hier jemand faul herumliegt, dann bist du das."
"Wie dem auch sei", meinte Frodo und verkniff sich das Grinsen. "Du bist es jedenfalls, der den meisten Proviant verspeist."
"Eine Verleugnung!"
"Eine Tatsache!" widersprach Frodo in sachlichem Tonfall.
Merrys Stock schwang gefährlich nah an Frodo durch die Luft. Dieser wich ihm geschickt aus und stürmte dann durch die Hintertür ins Brandyschloss. Blitzschnell eilte er durch die Gänge, während er sich immer wieder nach Merry umblickte, der nicht weit hinter ihm her gerannt kam.

Frodo schnappte erschrocken nach Luft, als plötzlich Saradoc vor ihm auftauchte. Es war zu spät, als dass er noch hätte bremsen können und so rannte er ihn geradewegs über den Haufen.
"Frodo!" schimpfte dieser wütend. "Wenn du rennen willst, geh nach draußen!"
"Entschuldige", murmelte Frodo und rieb sich die Stirn, die gerade schmerzhafte Bekanntschaft mit Saradocs Ellbogen gemacht hatte. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, half er dem Herrn von Bockland dabei, die Papiere zusammenzusammeln, die bei dem Zusammenstoß zu Boden geflattert waren.
"Hallo Papa!" rief Merry fröhlich, als er endlich auch um die Biegung gerannt kam.
"Langsam!" murrte dieser zur Antwort, nahm Frodo die Papiere ab und stapfte ohne ein Wort des Grußes davon.
"Was hat er denn?", fragte Merry und blickte fragend zu seinem Vetter, der sich noch immer die Stirn rieb und Saradoc Schulter zuckend hinterher sah.

Die Frage bezüglich Saradocs Laune wurde beim Abendessen geklärt. Milo Lochner, Frodos Vetter, bestätigte die Gerüchte, die seit einiger Zeit im Umlauf waren. In nicht allzu ferner Zukunft wollte er Päonie Beutlin heiraten. Frodo staunte nicht schlecht, obschon er dies bereits vermutet hatte. Päonie war in den letzten Monaten sehr oft (und außergewöhnlich lange) zu Besuch gewesen.
Saradoc hatte also eine Hochzeit zu planen, allerdings konnte Frodo nicht verstehen, warum dieser deshalb so gereizt war. Es war doch ein freudiges Ereignis, wenn die beiden heirateten, oder etwa nicht?

"Fodo!" Merimas' aufgeregte Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Der junge Hobbit griff nach seinem Arm. "Mitkommen!" verlangte er.
Frodo blickte sich fragend zu Hanna um, die gerade damit beschäftigt war, ihre inzwischen einjährige Tochter Minze zu füttern. Sie nickte, erklärte aber, dass der Kleine nicht mehr allzu lange aufbleiben dürfe.

Frodo ließ sich von Merimas nach draußen führen, wo er sogleich zum Sandkasten geleitet wurde. Voller stolz präsentierte der kleine Hobbit eine Sandhöhle, die er am Nachmittag gemeinsam mit Berilac gebaut hatte. Für Frodo sah die Höhle jedoch mehr nach einem Haufen Sand aus, der aber liebevoll mit Gänseblümchen und anderen Blumen verziert worden war. Kaum hatte er die Arbeit des Kindes gelobt, drückte ihm Merimas eine Schaufel in die Hand und verlangte, dass er ihm beim Bau einer weiteren Sandhöhle behilflich war.
Frodo verzog das Gesicht. So gern er sich auch mit Merimas beschäftigte, sich in den Sandkasten zu setzen und Höhlen zu bauen, sagte ihm überhaupt nicht zu. Das hatte er zuletzt vor vielen Jahren gemacht, und dabei sollte es auch bleiben.
Hanna rettete ihn aus dieser misslichen Lage. Für Merimas war es Zeit zu Bett zu gehen, was dem Kleinen natürlich gar nicht zusagte. Er protestierte lauthals, bis Hanna ihn schließlich auf den Arm nahm und hinein trug.

Frodo blickte den beiden lächelnd hinterher, als er sich auf die niedrige Holzbank setzte, die den Sandkasten umgab. Kopfschüttelnd betrachtete er die Schaufel, die er in seinen Händen herumdrehte.
"Ich? Eine Sandhöhle bauen?"
"Warum nicht? Das ist lange her."
"Zu lange", sagte er und warf Merry einen vielsagenden Blick zu. "Nichts und niemand wird mich dazu bringen, jemals wieder in diesen Sandkasten zu steigen."
Ein schelmisches Grinsen trat auf Merrys Gesicht, was Frodo sofort aufspringen ließ. Drohend hielt er seinem Vetter die Schaufel an die Brust. "Wage es ja nicht!"
Merry setzte eine Unschuldsmine auf. "Ich? Natürlich nicht! Was denkst du von mir? Ich bin nicht wie Pippin."
Frodo warf ihm einen misstrauischen Blick zu, ließ die Schaufel aber wieder in den Sandkasten fallen und stapfte in Richtung Garten davon.
"Man kann euch beiden nicht trauen! Aber wo wir gerade bei Pippin sind: sollte der nicht bald wieder zu Besuch kommen?"
"Und wieder unterstellst du mir etwas", meinte Merry, als er neben Frodo hertrottete. "Ich bin nicht halb so schlimm, wie Pip. Aber ja, er sollte kommen. Papa hat gesagt ‚im Sommer' und das ist es jetzt. Lange kann es also nicht mehr dauern."

"Sehr gut", murmelte Frodo, blieb abrupt stehen und streckte die Hand aus, um auch Merry aufzuhalten.
Merry sah ihn verwirrt an, als Frodo eine leicht gebückte Haltung einnahm und sich prüfend umsah.
"Was ist los?", fragte er mit gesenkter Stimme und tat es seinem Vetter gleich.
"Das wirst du gleich sehen", flüsterte Frodo, in dessen Stimme ein geheimnisvoller Unterton mitklang.
So leise wie möglich, schlichen sie am Gemüsebeet vorbei nach Westen. Merry dämmerte es plötzlich. Frodo hatte es auf die Beeren abgesehen. Zu dieser Zeit waren die Erdbeeren bereits abgeerntet, die Himbeeren und Johannisbeeren reiften.
"Wir haben gerade erst zu Abend gegessen!" erinnerte ihn Merry.
Frodo warf ihm ein verschmitztes Grinsen zu. "Das heißt noch lange nicht, dass ich auf meinen abendlichen Beerengenuss verzichte."
"Du machst das jeden Abend?!"
Merrys Überraschung machte sich auch in der Lautstärke seiner Stimme bemerkbar. Frodo duckte sich noch mehr und sah sich erschrocken um. Niemand war zu sehen, und auch von Rosamunde, der Gärtnerin des Brandyschlosses, fehlte jede Spur.
"Seit Thrimidge, als die Erdbeeren reif waren", gestand Frodo beiläufig im Flüsterton und schlich sich näher an die Beerensträucher heran.

Merry blieb einen Augenblick stehen und starrte seinen Vetter ungläubig und mit offenem Mund an. Wie konnte es sein, dass er davon erst jetzt erfuhr und nicht schon längst darüber Bescheid wusste? Mit einem Satz war er wieder an Frodos Seite.
"Und du beschwerst dich, dass ich mehr von unserem Proviant esse?!"

Frodo warf ihm ein schelmisches Grinsen zu und tat sich dann an den Himbeeren gütlich. Merry schüttelte den Kopf, bediente sich dann aber ebenfalls. Dennoch wollte ihm die Sache keine Ruhe lassen.
"Du bedienst dich hier seit fast einem Monat, ohne dass ich oder sonst jemand das bemerkt?", fragte er noch einmal und blickte beinahe beschämt zu Boden. "Wie konnte es soweit kommen?"
Frodo grinste in sich hinein. "Du wirst unaufmerksam, werter Vetter. Sehr unaufmerksam."

Im Gegensatz zu Merry war Frodo ganz und gar nicht unachtsam, denn kaum hatte er zu Ende gesprochen, hörte er eine Stimme. Vorsichtig hob er den Kopf und erblickte Rosamunde, die ihren abendlichen Rundgang um die Gärten des Brandyschlosses machte und die Blumen goss.
Frodo erstarrte. "Wir sind heute spät dran, wenn Rosamunde schon hier ist. Mehr Beeren dürften wir ohnehin nicht nehmen, sonst würde es morgen auffallen, sollte jemand welche für die Küche brauchen."
Er packte Merry am Arm und die beiden schlichen unbemerkt zu dem Hügel hinter dem Brandyschloss, hinauf zur großen Eiche.

Merry wurde immer erstaunter. Frodo musste sich lange Gedanken darüber gemacht haben, wie er am besten zu den Beeren kam. Er wusste, dass Frodo in solchen Dingen geschickt war, doch dass er selbst ihn austricksen würde, hätte er sich nicht erträumen lassen. Er hatte seinen Vetter wohl doch unterschätzt.
"Seit Thrimidge", murmelte er noch einmal und schüttelte den Kopf, während Frodo am Stamm der Eiche lehnte und zufrieden in sich hineingrinste.



~*~*~



Pünktlich zum zweiten Frühstück fanden sich die beiden Hobbits am nächsten Morgen wieder auf der Weide ein. Die Schweine grunzten zufrieden, während es sich Frodo und Merry mit einem Stück Kuchen auf dem Zaun gemütlich machten.
"Gibt es eigentlich noch mehr solche Dinge, von denen ich nichts weiß?", wollte Merry plötzlich wissen.
Frodo zog fragend eine Augenbraue hoch, lachte aber dann laut auf. "Die Beeren lassen dir wohl keine Ruhe?" Er legte einen Arm um Merrys Schulter und setzte ein breites Grinsen auf. "Aber keine Sorge, ich denke nicht, dass du in naher Zukunft irgendwelche bösen Überraschungen erleben wirst."
Merry sah nicht sehr beruhigt aus, sagte jedoch nichts mehr.



~*~*~



"Wie kann ihnen das nur gefallen?", fragte Merry kopfschüttelnd, die Augen auf einige der Schweine gerichtet, die sich genüsslich in einer künstlich angelegten Schlammgrube am anderen Ende der Wiese suhlten.
Frodo wandte seine Aufmerksamkeit von der Sonne ab, die inzwischen ihren Höchststand erreicht hatte, und folgte Merrys Blick.
"Du könntest es selbst einmal versuchen", meinte er, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
Merry warf ihm einen frechen Blick zu. "Ich könnte auch dich hineinstoßen und du sagst mir, ob es dir gefällt oder nicht."

Frodo zog eine Augenbraue hoch, schüttelte den Kopf und ging wieder seiner Arbeit nach. Wie jeden Tag, mussten sie auch heute den Zaun kontrollieren, schließlich wollten sie nicht, dass ihnen die Schweine ausrissen. Während er an einem der Pfähle ruckelte, ließ er seinen Blick über die Weide gleiten. Sie würde bald abgegrast sein und er und Merry würden sich entweder einen neuen Weideplatz für die Schweine suchen, oder diesen vergrößern müssen. Er wollte sich gerade zu Merry umwenden, um ihn darauf hinzuweisen, als ihm auffiel, dass dieser gar nicht mehr hinter ihm war. Verdutzt blickte er sich um.
Als Merry auch nach mehrmaligem Rufen nicht reagierte, ging er den Weg zurück, den er gekommen war, wobei er immer dem Verlauf des Zaunes folgte. In der Nähe des Schlammlochs entdeckte Frodo seinen Vetter schließlich, wie er auf dem Boden saß und angestrengt eines der Schweine beobachtete.
"Was machst du denn da?", wollte er wissen.
"Ich schmiede Pläne", erklärte Merry, ohne den Blick auch nur ein einziges Mal von dem Schwein abzuwenden.
Das Schwein sah zu den beiden Hobbits herüber, grunzte und zupfte dann einen Grashalm ab.

Auf Frodos Frage, was für Pläne er denn schmieden würde, erklärte Merry, dass er vorhabe, dem alltäglichen Trott, dem sie nun schon seit einigen Wochen nachgingen, ein Ende zu setzen. Er brauchte Abwechslung und seiner Meinung nach, die Schweine ebenfalls. Fragend zog Frodo eine Augenbraue hoch und beobachtete weiterhin das Schwein, auf dem Merrys Blick noch immer ruhte. Er ließ sich neben seinem Vetter zu Boden sinken, während dieser erklärte, dass er noch nie versucht hatte, auf Schweinen zu reiten.
"Reiten?", rief Frodo aus und erschreckte dadurch einige der Tiere in ihrer Nähe, die aufgeregt zu Quieken begannen. "Merry, das hier sind Schweine, keine Ponys!"
"Weshalb sollte es nicht gehen?", meinte Merry trotzig. "Hast du es schon einmal versucht?"
Frodo schüttelte den Kopf.
"Na also, und ich werde es versuchen! Also hör auf, mein Reitschwein zu erschrecken, sonst wird es sich nicht reiten lassen."
"Das wird es auch nicht, wenn ich es nicht erschrecke", antwortete Frodo kopfschüttelnd. "Das wird nicht funktionieren. Schweine sind nicht zum Reiten da."
"Wir werden sehen!" entgegnete Merry trotzig, während er wieder auf die Beine kam und entschlossen einige Schritte näher an sein auserwähltes Reitschwein ging.
"Sei vorsichtig!" rief Frodo und sprang ebenfalls auf.

Ganz langsam ging Merry auf das Schwein zu, das er zuvor die ganze Zeit beobachtete hatte. Frodo verharrte auf seinem Platz und begutachtete das Geschehen stumm.
Erschrocken zuckte das Schwein zusammen, als Merry es vorsichtig berührte. Quiekend rannte das Tier davon, gefolgt von allen anderen Schweinen, die ebenfalls quiekend und grunzend auseinander stoben.
Frodo kicherte in sich hinein und erntete einen wütenden Blick von Merry. Auf ein ‚was habe ich dir gesagt?' wollte er noch eine Weile warten, denn er wusste, dass sein Vetter nicht so leicht von seinem Vorhaben ablassen würde. Also wartete er und beobachtete, nicht ohne sich ein gelegentliches Grinsen zu verkneifen.

Merry ließ sich von Frodos Gekicher nicht unterkriegen und versuchte es erneut, dieses Mal noch langsamer und behutsamer. Wieder quiekte das Schwein auf und wollte davon laufen, doch Merry legte seinen Arm um den Hals des Tieres, um es aufzuhalten. Leise sprach er auf das Schwein ein, bis dieses sich wieder beruhigte. Er wandte sich kurz zu Frodo um und grinste siegreich. Frodo sagte nichts. Merry würde es niemals schaffen auf einem Schwein zu reiten, das war unmöglich. Er brauchte nur abzuwarten.

Mit einem Ruck schwang sich Merry plötzlich auf den Rücken des Tieres. Das Schwein schrie auf, nahm einen Satz und warf Merry ab, der mit einem überraschten Ausruf der Länge nach auf dem Boden landete.
Frodo prustete los und konnte sich aus lauter Lachen kaum auf den Beinen halten. Merry grummelte in sich hinein, als er wieder aufstand und sich den schmerzenden Hintern rieb.
"Ich werde es schaffen! Du wirst schon noch sehen!" meinte er missmutig und stapfte dem Schwein hinterher.
Frodo nickte nur, während er versuchte wieder zu Atem zu kommen, dabei aber kläglich versagte.

Wieder schlich sich der junge Hobbit an sein auserkorenes Reitschwein heran, und wieder schaffte er es, dass Tier soweit zu beruhigen, dass es neben ihm stehen blieb. Es dauerte nicht lange, da versuchte er erneut, sich auf den Rücken des Schweins zu schwingen und wieder landete er kopfüber im Gras, als dieses ausschlug und davon stürmte. Hinter sich hörte er Frodo lachen, der inzwischen auch im Gras lag und sich den Bauch hielt.
"Gib es auf, Merry! Es ist ein Schwein, kein Pony!" rief er.

Merry antwortete nicht. Er sah sich bereits nach einem neuen Reitschwein um. Das andere war eindeutig zu nervös, er brauchte ein ruhiges Tier. Bald hatten seine Augen gefunden, was er suchte. Eines der Schweine lag dösend im Schatten einer Buche. Mit ihm würde er erneut sein Glück versuchen. Frodo würde noch sein blaues Wunder erleben. Er blickte sich kurz nach seinem Vetter um, der sich inzwischen aufgerichtete hatte und ihn erwartungsvoll, aber mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht, ansah. Entschlossen stapfte er auf das Schwein zu, doch seine Schritte waren leise, wie es nur die eines Hobbits sein konnten. Leise flüsternd trat er an das Schwein heran, das sich bisher noch nicht gerührt hatte. Vorsichtig legte er einen Arm um den Hals des Tieres. Die Borsten kratzten ihn, doch das beachtete er nicht. Er würde Frodo zeigen, dass es möglich war, auf Schweinen zu reiten.
Ganz langsam schwang er sich zum dritten Mal auf den Rücken des Tieres. Ein Fehler, denn dieses Schwein reagierte keineswegs ruhiger, als es das andere getan hatte. Mit einem Satz und einem entsetzten Quieken sprang es auf die Beine. Merry schwankte, konnte sich aber an den kurzen Borsten ein wenig festhalten.

Das Schwein, panisch ob der ungewohnten Last, rannte geradewegs auf Frodo zu, der das Geschehen amüsiert beobachtet hatte. Erschrocken sprang dieser zur Seite. Das nervöse Schreien des Tieres, auf dessen Rücken sich nun Merry festklammerte, schreckte auch andere Schweine auf, die nun aufgeregt quiekend und grunzend in alle Seiten auseinander stoben.
"Merry!" rief Frodo aufgebracht, dessen Grinsen einem sorgenvollen Ausdruck gewichen war, als das Schwein und Merry an ihm vorbei stürmten.

Merry wankte gefährlich auf dem Rücken des Tieres und noch bevor es weiter als zwölf große Schritte gekommen war, rutschte er von den Borsten ab. Dummerweise machte das Schwein in eben diesem Augenblick vor der Schlammgrube Halt und Merry wurde in hohem Bogen und mit einem entsetzten Aufschrei in selbige hineingeschleudert.

Frodo kam sofort herbei geeilt. Für den Augenblick wollte er sich nicht um die aufgebrachten Tiere kümmern. Erst musste er wissen, ob mit Merry alles in Ordnung war. Als er in die Schlammgrube spähte, kehrte das Lachen auf sein Gesicht zurück.
Merry saß zwischen drei schmutzigen Schweinen in der Grube. Das Gesicht und die Hände waren mit Schlamm bedeckt. Man hätte ihn beinahe auch für ein Schwein halten können, denn nur die haarigen Füße verrieten, dass er ein Hobbit war.
Frodo prustete los, während er einen missmutigen Blick nach dem anderen von Merry erntete, der verzweifelt versuchte, aus dem Dreck aufzustehen, doch immer wieder ausrutschte und erneut im Schlamm landete. Dies führte nur dazu, dass Frodo noch heftiger lachte.
"Und? Wie gefällt es dir?", wollte Frodo lachend wissen, der damit auf ihr Gespräch vor weniger als einer Stunde anspielte.
"Du könntest mir auch helfen!" rief Merry missgestimmt, formte einen Klumpen aus Erde und Schlamm und warf diesen nach Frodo. Er verfehlte ihn nur knapp.

Ein Schwein schnüffelt an Merry und grunzte neugierig. Merry stieß es von sich weg und rappelte sich erneut auf, nur um wieder auszurutschen und im Schlamm zu landen. Frodo lag auf dem Boden vor Lachen.
"Hör auf, mein Reitschwein zu erschrecken! Ich werde versuchen es zu reiten!" äffte Frodo ihn nach und schnappte verzweifelt nach Luft.
Der nächste Schlammklumpen flog durch die Luft und dieses Mal verpasste er sein Ziel nicht.

Frodo beruhigte sich nur langsam, doch schließlich half er Merry aus der Schlammgrube zu klettern, konnte sich aber ein "Siehst du, ich brauchte es nicht zu erschrecken!" nicht verkneifen.
"Aber ich bin geritten!" erklärte Merry trotzig und stand auf. Er war von oben bis unten voller Schlamm und die schmutzige Erde tropfte von seinen Kleidern, seinen Händen und seinen Haaren.
"Ein echter Schlammit!" meinte Frodo, der ihn grinsend betrachtete. Auf Merrys fragenden Ausdruck, erklärte er dann, dass ein ‚Schlammit' ein ‚Schlamm-Hobbit' wäre, oder ein Hobbit der unfreiwillig ein Schlammbad genommen hatte. Daraufhin wollte Merry ihn ebenfalls zum Schlammit machen. Frodo wehrte sich allerdings so heftig, dass es Merry nicht gelangt, ihn in die Schlammgrube zu werfen und stattdessen beinahe selbst noch einmal darin gelandet wäre.

Merry ging schließlich davon. Das Schlammloch würde er in nächster Zeit meiden. Frodo hatte Mühe, sich das Grinsen zu verkneifen, als sein Vetter versuchte, sich den Schlamm vom Gesicht zu wischen. Da er dazu nur seine schlammigen Hände hatte, machte er damit das Ganze nur noch schlimmer. Doch schließlich hatte er Mitleid mit ihm und gemeinsam gingen sie dann zum Brandywein hinunter. Der Fluss war nicht weit entfernt, wenn man genau hinhörte konnte man ihn sogar plätschern hören. Dort konnte Merry sich zumindest das Gesicht, seine Arme und seine Beine waschen. Der Schlamm an seiner Kleidung allerdings, war recht schnell getrocknet und hatte sie steif und unbequem werden lassen.

Merry war erleichtert, als er abends nach Hause kam, auch wenn der Empfang kein freundlicher war. Esmeralda war alles andere als begeistert, als sie ihren Sohn sah. Auf ihre Frage, weshalb er so aussah, sagte er nur, er wäre in das Schlammloch der Schweine gefallen. Wie es dazu kam, ließ er wohlweißlich ungeklärt. Frodo stand neben ihm und verkniff sich das Lachen, weshalb er skeptische Blicke von Esmeralda und einen schmerzhaften Stoß in die Seite von Merry einfing.

Während Merry ins Badezimmer geschickt wurde, ging Frodo wieder nach draußen und schlich sich zu den Beeren.
"Schweine reiten", kicherte er kopfschüttelnd und schob sich eine Himbeere in den Mund.





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