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Schicksalsjahre eines Hobbits I - Bockland  by Lily Dragonquill

Kapitel 24: Geheime Vorhaben



Ein angenehmes Gefühl durchströmte ihn. Wärme, Geborgenheit nach der er sich gesehnt hatte, ohne sich dessen bewusst zu sein. Von Erleichterung und Freude überwältigt, kämpfte Frodo gegen seine Tränen an, als Bilbo ihm zärtlich durch die Haare strich. Er legte den Kopf an die Schulter seines Onkels, sog den strengen Duft von Pfeifenkraut und vielen anderen Gerüchen ein, die eindeutig zu Bilbo gehörten.
Sein Onkel war hier und schien ebenso froh zu sein, ihn wieder zu sehen, wie Frodo selbst. Wie hatte er jemals daran zweifeln können? Selbst nach so langer Zeit konnte er die Geborgenheit noch spüren, die er in jenen längst vergessenen Nächten in Beutelsend gefühlt hatte, als er von Albträumen geplagt worden war. Erleichtert hielt Frodo seinen Onkel fest, wollte ihn niemals wieder loslassen.

Doch bald wurde er Bilbo zu schwer und der alte Hobbit stellte ihn wieder auf den Boden, ließ seine linke Hand jedoch auf der Schulter des Jungen ruhen, während die Rechte noch immer durch dessen Haare strich. Er lächelte, als er seinen Neffen noch einmal von oben bis unten betrachtete.
"Du bist groß geworden", stellte er schließlich zufrieden fest.
Frodo sah ihn erwartungsvoll an. Er war sich nicht wirklich sicher, ob dies tatsächlich alles gewesen sein konnte, was Bilbo ihm nach so langer Zeit zu sagen hatte.
Bilbo lächelte und wuschelte ihm durch die Haare. "Komm mit, mein Junge! Es gibt bestimmt einiges zu erzählen."

Frodo nahm ihn sogleich bei der Hand und wollte mit ihm mitgehen, als ihm plötzlich einfiel, dass er eigentlich gar nicht hier sein durfte. Fragend sah er zu Esmeralda auf, die deren Begrüßung schmunzelnd beobachtet hatte. Die Herrin von Bockland nickte leicht und Frodo atmete erleichtert auf. Seine Augen glänzten, als er Bilbo durch die spärlich beleuchteten Gänge in sein Zimmer führte, während er ihm ununterbrochen Fragen über die Reise nach Bockland stellte.
"Du wirst in meinem Zimmer schlafen können, so lange du hier bist", sagte er schließlich, als er die Tür öffnete, zum Nachttisch eilte und die Kerze entzündete.
"Und was ist mit dir?", fragte Bilbo verwundert.
Frodo wandte sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihm um. "Ich werde bei Merry übernachten, da wir zu wenig Zimmer haben."
"Ah", machte Bilbo nur, ließ sich dann erschöpft auf den Stuhl fallen.

Frodo blieb vor ihm stehen, wusste nicht, was er nun sagen, oder machen sollte. Lange schon hatte er auf einen Besuch von Bilbo gehofft. Vieles wollte er ihm berichten, doch jetzt, da er hier war, wusste er nicht, wie er mit dieser Lage umgehen sollte, fühlte sich plötzlich beunruhigt und war sich nicht sicher, ob es Bilbo womöglich lieber wäre, allein gelassen zu werden.

Bilbo hatte für einen Augenblick die Augen geschlossen, doch nun sah er den Jungen an, blickte lächelnd in die unsicheren Augen seines Neffen. Frodos Blick verwunderte ihn und er runzelte verdutzt die Stirn.
‚Was ist los mit ihm? Er wirkt plötzlich so unsicher, so verwirrt. Ist etwas geschehen? Hat er Angst?'
Bilbo winkte den Jungen zu sich und schloss ihn erneut in seine Arme, als dieser zaghaft zu ihm trat.
"Wie geht es dir, Frodo, mein Junge? Du scheinst besorgt zu sein", wisperte er, während seine Finger sanft durch die seidigen, dunklen Locken des Kindes kämmten.
Frodo kuschelte sich an ihn, Bilbo konnte seinen warmen Atem an seinem Hals spüren.
"Mir geht es gut. Ich kann nur kaum glauben, dass du wirklich hier bist, nach so langer Zeit", entgegnete Frodo leise. "Du hast mir so gefehlt."
Bilbo bemerkte, wie eine Träne über die Wange seines Neffen rann und drückte ihn fester an sich. "Ich habe dich auch vermisst."

Einige Zeit blieb Frodo einfach in Bilbos Armen liegen und schloss die Augen. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Es war lange her, dass Frodo einfach so in den Arm genommen wurde, ohne, dass etwas vorgefallen war und das ließ ihn die Wärme, die er in dieser Umarmung fand noch mehr genießen. Bilbo war hier, und es würde so werden, wie es in Beutelsend gewesen war, dessen war er sich nun sicher.

Bilbo strich ihm durch die Haare und betrachtete das Kind nachdenklich. Die Träne war nun getrocknet, doch Bilbo ertappte sich dabei, wie er über eben jene Träne ins Grübeln geriet. Warum weinte er? War es nur die Freude, ihn wieder zu sehen, oder steckte mehr dahinter? War etwas geschehen, von dem Frodo in seinen Briefen nicht berichtet hatte? Er musste unbedingt mit Saradoc sprechen und auch mit Frodo wollte er viele Gespräche führen, doch nicht mehr heute. Es war spät und der Junge schien erschöpft. Auch er war müde von seiner Reise und hatte ein wenig Schlaf bitter nötig.

"Frodo", sagte er leise.
Frodo hob den Kopf und sah ihn fragend an. Nur die linke Hälfte seines Gesichtes wurde vom Schein der Kerze erreicht, doch Bilbo erschien der Junge nun weniger gehemmt, als zuvor und das erfreute ihn.
"Macht es dir etwas aus, wenn ich mich schlafen lege und wir uns morgen unterhalten?"
Frodo lächelte, schüttelte eiligst den Kopf.
"Ganz und gar nicht", meinte er und das Lächeln auf seinen Lippen, ließ seine Augen strahlen. "Merry lag zuvor schon im Bett, als ich eigentlich nur noch mein Nachthemd holen wollte. Inzwischen muss er schon schlafen, und das sollte ich eigentlich auch."
"Dann solltest du ihn nicht länger warten lassen", meinte Bilbo mit einem Lächeln und wuschelte seinem Neffen durch die Haare. Dieser eilte zum Schrank, um sich ein sauberes Nachthemd zu holen und wünschte Bilbo eine gute Nacht, ehe er das Zimmer verließ.

Kurze Zeit später trat Frodo auf Zehenspitzen in Merrys Zimmer, das mindestens doppelt so groß war, wie sein eigenes. Saradoc hatte eine Matratze neben Merrys Bett platziert und trotz des Regals, das an der gegenüberliegenden Wand stand, vermutete Frodo, dass selbst eine dritte Matratze und vielleicht sogar eine vierte noch genügend Platz gefunden hätten. Ein Feuer knisterte im Kamin unweit von Merrys Nachttisch, doch war dieses bereits am Ausgehen.
Merry war tatsächlich bereits eingeschlafen und so hatte Frodo niemanden mehr, den er an seiner Freude teilhaben lassen konnte. Rasch zog er sich um und machte es sich auf der Matratze, die für die nächsten Wochen sein Bett sein sollte, gemütlich. Mit leuchtenden Augen und einem zufriedenen Lächeln sah er zur Decke, lag noch lange wach, ehe er schließlich einschlief.



~*~*~



Früh am nächsten Morgen war Frodo schon wieder auf den Beinen. Er hatte sich vorgenommen, Bilbo aufzuwecken und schlich nun in sein Zimmer. Nur wenige der Lampen erhellten nachts die Gänge und noch waren keine zusätzlichen entzündet worden. Kaum einer war bereits auf. Nur in der Küche herrschte bereits reges Treiben und hier und da eilte ein Küchenmädchen in eine der Speisekammern, um alle Zutaten für ein vernünftiges Frühstück zusammenzuhaben.
Frodo fand das ungewöhnlich, war er doch die Ruhe des östlichen Ganges gewohnt, den er schon sein Leben lang bewohnte. Auf seinem morgendlichen Gang ins Badezimmer begegnete er, wenn, dann nur Hanna, Marmadas und manchmal auch einigen Gästen, die die östlichen Bereiche des Brandyschlosses bewohnten, doch dies war ausgesprochen selten der Fall.
Eine der Kerzen flackerte, als Frodo in den östlichsten Gang trat, ging schließlich aus. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht, das noch immer verschlafen wirkte, obwohl er es bereits gewaschen und sich umgezogen hatte.
Vorsichtig drehte er den Türknauf zu seinem Zimmer, trat auf Zehenspitzen ein, wobei er zusammenzuckte, als eine Diele knarrte. Dieses Mal sollte die Aufweckaktion nicht in einem Gerangel enden, wie jene zwei Tage zuvor. Frodo vermutete, dass Bilbo dabei ohnehin nicht mitmachen würde, erinnerte sich dann aber an die kleine Wasserschlacht in Beutelsend, und kicherte leise, als er näher an das Bett trat.
Beutelsend. Was für eine schöne Zeit er dort mit Bilbo gehabt hatte. Es gab überhaupt keinen Grund, unsicher zu sein und er verstand nun auch nicht mehr, weshalb er sich am vergangenen Abend solche Sorgen gemacht hatte. Er würde einfach er selbst sein, auch wenn er nicht so recht wusste, wer er eigentlich war.
Frodo schüttelte den Kopf. Darüber konnte er sich ein anderes Mal den Kopf zerbrechen. Jetzt galt es, Bilbo aufzuwecken, oder sie würden das erste Frühstück verpassen.
Er legte den Kopf schief und lächelte, als er seinen Onkel beobachtete. Das erste blasse Licht des neuen Morgens drang bereits durch das kleine Fenster. Bilbo lag auf der Seite, der Wand zugewandt, hatte die Decke bis über den Hals gezogen und nur ein spitzes Ohr sah unter den grauen Locken hervor.

Entsetzt schrie Frodo auf, als sich Bilbo plötzlich umwandte, ihn packte und ins Bett zog.
"Wolltest du mich erschrecken?", fragte Bilbo und kicherte, als er den verblüfften Gesichtsausdruck seines Neffen sah.
Frodo schnappte nach Luft. Sein Kopf lag nun direkt unter dem Fenster, während seine Beine noch vom Bett baumelten. Bilbo hatte sich beide seiner Hände gegriffen, hielt diese nun fest, während er sich zu einer sitzenden Position aufrappelte. Gepackt zu werden, war das Letzte, womit er gerechnet hatte, schien sein Onkel doch zuvor noch friedlich zu schlafen.
"Nein", antwortete er ernst, wand sich aus Bilbos Griff und beäugte seinen Onkel skeptisch. "Wie kommst du darauf?"
Bilbo zuckte mit den Schultern, während der junge Hobbit sich soweit aufrichtete, dass er mit dem Kopf gegen die Wand lehnte.
Frodo kicherte, denn auch wenn das zerzauste Haar bereits ergraut und das Gesicht faltig war, erinnerte ihn das verschmitze Leuchten in den Augen und der ahnungslose Ausdruck an jemanden.
"Du kannst genau so unschuldig schauen, wie Pippin", schmunzelte er.
"Ich?", Bilbo wirkte überrascht.
Frodo kicherte noch mehr und nickte heftig, was Bilbo amüsiert die Augenbraue hochziehen ließ. Sein Onkel nickte kurz, als wolle er kundtun, dass er seine Belustigung bemerkt hatte, streckte dann jedoch überraschend die Hand aus und kitzelte ihn am Bauch. Frodo quiekte sogleich hilflos auf und rollte sich zusammen, in der Hoffnung, die hinterhältigen Finger von sich fernhalten zu können, doch was immer er machte, Bilbo schien seinen Plan bereits zu kennen.

Nun war es an Bilbo zu lachen, da er glaubte, seinen Neffen besiegt zu haben. Doch womit er nicht rechnete, war, dass sein Opfer noch genügend Kraft für einen Gegenangriff aufbrachte und plötzlich seinerseits damit begann, ihn zu kitzeln.
Frodo war erleichtert, dass Bilbo sich wesentlich schneller geschlagen gab, als er das getan hätte. Die Hände noch immer schützend erhoben, versuchte er, wieder zu Atem zu kommen, hatte von seinem Onkel jedoch nichts mehr zu befürchten, denn dieser schnappte ebenfalls verzweifelt nach Luft.
"Soviel zu meinem Vorsatz, dass es diesmal nicht in einem Gerangel enden wird", dachte Frodo, wobei er vergnügt in Bilbos lächelndes Gesicht blickte. "Obwohl, ein Gerangel war es eigentlich gar nicht wirklich."
Er kicherte. Er hatte Bilbo anscheinend unterschätzt, denn obschon dieser achtundsiebzig Jahre älter war, als er, war er dennoch für jeden Spaß zu haben, auch wenn damit Blödeleien am frühen Morgen gemeint waren.
"Was erheitert dich so sehr?", wollte Bilbo wissen und Frodo bemerkte erst jetzt, dass sein Onkel ihn eingehend musterte.
"Ach nichts", entgegnete er schmunzelnd, legte sich zwischen Bilbo und der Wand ins Bett und ließ sich von dem alten Hobbit in die Arme nehmen.

Er ist noch immer sehr verschlossen.
Das war es, was Saradoc ihm in einem seiner Briefe mitgeteilt hatte, als er nach Frodo gefragt hatte. Bilbo hatte es selbst oft gespürt, wenn Frodos Antworten oft nur an der Oberfläche von Geschehnissen kratzten. Jetzt konnte er es wieder fühlen. Schon zum zweiten Mal, seit er hier war, ließ Frodo ihn nicht an seinen Gedanken teilhaben.
"Du machst dir zu viele Sorgen", schalt Bilbo sich selbst. "Jeder hat seine Geheimnisse, und wenn er dir nicht sagen will, was ihn vergnügt, ist das kein Grund sich Gedanken zu machen. Außerdem hat Saradoc auch geschrieben, dass er Merry gegenüber um einiges offener zu sein scheint. Und doch..."

Bilbos Gedankengang wurde unterbrochen, als Frodo plötzlich wieder zu sprechen begann.
"Ich denke, wir sollten jetzt aufstehen, sonst verpassen wir das Frühstück."
Ein Lächeln huschte über Bilbos Lippen, als er in Frodos Augen blickte, die ernst und fragend zugleich zu ihm aufsahen. Er strich dem Jungen durch die Haare, ehe er sich schließlich erhob, um sich Hemd und Hose anzuziehen. Frodo verkroch sich in der Zwischenzeit unter der warmen Decke und war, als Bilbo fertig war, plötzlich gar nicht mehr so eifrig, rechtzeitig zum Frühstück zu kommen.

Nichtsdestotrotz fanden sich die beiden bald darauf im Esszimmer ein, wo bereits viele versammelt waren. Bilbo wurde noch einmal von allen begrüßt, doch schließlich konnte er neben Frodo, der ihm einen Stuhl freigehalten hatte, Platz nehmen und in Ruhe frühstücken.

Frodo genoss die Nähe seines Onkels und auch wenn ihn Pippins Besuch ebenso glücklich stimmte, verbrachte er einen Großteil dieses Tages mit Bilbo. Seine Aufmerksamkeit zu genießen, war etwas völlig anderes, als mit Pippin herumzualbern.
Lange saßen sie gemeinsam in weichen, großen Sesseln in einem der Wohnzimmer und unterhielten sich. Bilbo rauchte seine Pfeife, während er Frodo von den Geschehnissen in Hobbingen und Wasserau berichtete. Seine Erzählungen endeten jedoch meist bei den Gamdschies, insbesondere bei Samweis, denn Frodo war es wichtig, zu wissen, wie es ihnen erging.



~*~*~



Als Frodo spät abends schließlich wieder auf seiner Matratze lag, grinste Merry von seinem Bett aus zu ihm herunter. Frodo hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und blickte verträumt zur Decke.
"So schweigsam? Wo bist du mit deinen Gedanken?" fragte er neugierig.
Die Glut im Kamin knackte leise und ein Funke flog, als Frodo lächelnd in die Augen seines Vetters sah. "Eigentlich genau hier und doch kommt es mir vor, als wäre ich meilenweit weg."
"So kommt es mir auch vor", entgegnete Merry. Er stützte sich mit einer Hand vom Kissen ab und betrachtete seinen Vetter eingehend. Dieser schien zu grübeln, den Blick verträumt zur Decke gerichtet, die Stirn leicht in Falten gelegt.
"Etwas ist anders, seit Bilbo hier ist", sagt er dann.
"Natürlich, du schläfst jetzt in meinem Zimmer!" meinte Merry lachend, unwillig, Frodo jetzt in eine nachdenkliche Stimmung verfallen zu lassen. Er wusste, wie grüblerisch sein Vetter sein konnte und hatte bemerken müssen, dass ihm das nur selten gut tat. Oftmals waren seine Augen dann von nachdenklichen Schatten bedeckt und beizeiten kostete es Merry einige Mühe, ihn dann wieder auf den Pfad der Fröhlichkeit zu führen.
Frodo schnitt eine Grimasse. "Soweit konnte ich auch denken, aber das ist es nicht. Es ist... es ist...", er verfiel erneut in Schweigen, sein Ausdruck unzufrieden. "Ich weiß es selbst nicht."
"Du denkst zuviel nach", antwortete Merry direkt, aber mitfühlend.
Frodo warf ihm einen kurzen Blick zu, nickte dann.
Merry legte sich wieder zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf, wie Frodo es tat und blickte ebenfalls zur Decke. Doch die Stille hielt nur kurze Zeit an, denn Merry wandte sich noch einmal um. "Ich habe nachgedacht."
Frodo zog eine Augenbraue hoch und begann zu kichern. "Und du sagst mir, dass ich zuviel nachdenke?"
Merry warf ihm einen vielsagenden Blick zu. "Wie dem auch sei. Was hältst du davon, wenn wir Pippin morgen Abend in unser Zimmer schummeln?", fragte er, ohne weiter auf Frodos Schmunzeln einzugehen. "Es wäre bestimmt lustig. Nur wir drei. Bei Nacht, wenn es dunkel ist."
Merrys Stimme klang mit jedem Wort unheimlicher und sein eingehender Blick wurde immer durchdringender, doch musste er enttäuscht feststellen, dass Frodo sich davon nicht beirren ließ. Sein Vetter lächelte nur weiterhin verträumt.
"Nur wir drei."
Merry grinste breit, als er erkannte, dass Frodo sich seinen Vorschlag durch den Kopf gehen ließ und versuchte, dessen Entscheidung in die richtige Richtung zu lenken. "Du könntest eine Geschichte erzählen. Du hast immer tolle Ideen und Bilbo hat dir heute bestimmt schon welche erzählt."
Frodo schüttelte den Kopf. "Keine Geschichten, weder von Elben, noch von Drachen", antwortete er etwas betrübt. "Vielleicht kann uns Bilbo morgen Abend eine erzählen, wenn Pippin hier ist."
Merry schüttelte rasch den Kopf. "Nur wir drei. Keiner darf davon wissen, dass Pip hier ist. Papa hat gesagt, wir hätten nur Dummheiten im Sinn, wenn wir alle drei zusammen sind."
"Womit er nicht ganz Unrecht hat", meinte Frodo mit einem schelmischen Grinsen.
"Ach was", entgegnete Merry mit ernstem Ton. "Es sind Wege, uns zu beschäftigen, uns die Zeit zu vertreiben. Dumm wäre es, Langeweile aufkommen zu lassen."
Frodo verkniff sich das Lachen. "Weise gesprochen, mein Freund!"
Merry lächelte und deutete eine Verbeugung an, bevor schließlich beide laut losprusteten.


~*~*~



Am nächsten Morgen wurde Pippin in den Plan eingeweiht. Bei strahlendem Sonnenschein wurde unter der großen Eiche das weitere Vorgehen besprochen, während der Wind in ihren Ohren säuselte und die Blüten des Baumes zum Rascheln brachte.
"Sobald Paladin dich zu Bett bringt, stellst du dich schlafend. Du darfst erst gehen, wenn du sicher bist, dass er nicht mehr zurückkommt", ließ Merry ihn mit verschwörerischem Tonfall wissen, vergaß dabei jedoch völlig darauf, dass Pippin das Zimmer mit seinem Vater teilte.
Peregrin nickte, die Augen gebannt auf seine Vettern gerichtet.
"Dann schleichst du dich zu uns", fuhr Frodo fort. "Du musst vorsichtig sein, du kannst nie wissen, wer nachts in den Gängen herum schleicht."
Erneutes Nicken und das angestrengte Bemühen, jedes der Worte in Erinnerung zu behalten um keine Fehler zu machen, wenn der Ernstfall eintraf.
"Du klopfst fünf Mal, damit wir sicher sein können, dass du es bist." Merry hatte wieder das Wort ergriffen.
"Ich werde sehen, ob ich noch irgendwie eine weiter Decke auftreiben kann", warf Frodo ein, "Wenn ich kein Glück habe, wirst du dir eine Decke mit Merry oder mir teilen müssen."
"Ich kann doch meine eigene Decke mitbringen."
"Zu riskant!" fuhren ihn die beiden Hobbits an.
Pippin schreckte unter den erhobenen Stimmen zusammen und sah sie sorgenvoll an. Einige Augenblicke wanderten seine Augen verblüfft von einem zum anderen, bis Frodo schließlich weiter sprach und ihm den Grund für ihr plötzliches Laut werden erklärte.
"Wenn sie dich mit einer Decke erwischen, ist das zu auffallend und unser Plan wäre vollkommen zunichte. Ohne Decke hast du immer noch die Möglichkeit, dir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen."
Merry stimmte dem zu und auch Pippin nickte. Er war ein Meister im erfinden von Ausreden und es wäre eine Schande, wenn er ausgerechnet von einer Bettdecke überführt werden sollte.
Merry schien jedoch noch nicht völlig zufrieden und runzelte die Stirn. Er saß Frodo genau gegenüber und musterte dessen zufriedenen Ausdruck eingehend, beinahe so, als wäre er sich nicht sicher, ob er ihm vertrauen konnte. "Woher willst du die Decke auftreiben?"
Frodo grinste, offensichtlich sehr zufrieden mit dem Plan, den er sich ausgedacht hatte. Pippin lehnte sich nach vor, um kein Wort zu verpassen. Es gefiel ihm außerordentlich, teil einer Verschwörung zu sein und er wollte jede Einzelheit des geheimen Plans kennen und Frodo schien offensichtlich derjenige zu sein, der sich am meisten Gedanken darüber gemacht hatte. Gebannt sah er zu seinem älteren Vetter auf.
"Ich werde versuchen, eine aus meinem Zimmer mitgehen zu lassen, wenn ich bei Bilbo bin", erklärte dieser im Flüsterton. "Ich kann nur hoffen, dass er nicht darauf achtet, was ich mache."
Die drei Hobbits grinsten verschwörerisch, wobei Frodo unter den anerkennenden Blicken seine Vettern noch mehr strahlte, als zuvor.
"Sehr gut", schloss Merry schließlich zufrieden und ihr heimlichtuerischer Kreis löste sich, gerade als Minto und Madoc Platschfuß den Hügel herauf gerannt kamen. "Das wäre geregelt!"



~*~*~



"Was machst du da, Frodo?" Bilbo spähte in das Zimmer.
Frodo schrak zusammen, ließ sofort die Hände sinken, die sich gerade noch an den oberen Fächern des Schrankes zu schaffen gemacht hatten, bemüht, eine der Decken zu erreichen.
"Gar nichts!" erwiderte er rasch.
Mit einem schnellen Handgriff hatte er die Schranktür geschlossen und ein unschuldiges Grinsen aufgesetzt. Möglichst unauffällig trat er einige Schritte zurück, bis er an das Fußende seines Bettes stieß und beinahe rückwärts in selbiges gefallen wäre.

Bilbo bedachte den Jungen kritisch, blickte dann zum Schrank, ehe er seine fragenden Augen wieder auf Frodo richtete, der ihn verlegen anlächelte. Irgendetwas führte der Junge doch im Schilde? Wieder wanderte sein Blick zum Schrank und er war versucht, die Tür zu öffnen und hineinzusehen, ließ es dann aber bleiben.
"Komm, es gibt Abendessen", sagte er stattdessen und kehrte dem kleinen Zimmer den Rücken zu.

Missmutig folgte Frodo seinem Onkel. Er war sich sicher gewesen, dass Bilbo bereits gegangen war und es verärgerte ihn umso mehr, dass er sein Zurückkommen nicht gehört hatte. Dies war die einzige Möglichkeit gewesen, die sich im Laufe des Nachmittags ergeben hatte, denn, anders, als er erwartete hatte, waren sie erst im Wohnzimmer gesessen und erst vor kurzem in Frodos Zimmer zurückgekehrt, weil Bilbo seine Pfeife dort vergessen hatte und nach dem Essen, wenn er sich die Pfeife stopfen würde, nicht noch einmal in den östlichen Gang wandern wollte .
Frodo warf einen traurigen Blick zurück zum Schrank, ehe er die Türe schloss. Es würde also keine zusätzliche Decke für Pippin geben.





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